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Der grüne Daumen

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DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp | 05.04.2012
Rasen auf Vordermann bringen

Gleich zu Beginn vertikutieren, um Verfilzungen loszuwerden

Altötting. Gerade nach dem Winter häufen sich die Arbeiten im Garten. Die
Obstbäume sind geschnitten. Auch die Wild- und Ziersträucher haben ihren
Verjüngungsschnitt erhalten und unter diesen Strauchhecken wechseln
Leberblümchen und Frühjahrsanemonen die Schneeglöckchen in der Blüte ab.

 Jetzt gilt es, die Rasenflächen nach der Winterzeit fit für das Gartenjahr
zu machen. Rasenflächen sind entgegen den bunten Blumenwiesen belastbar und
können von Kindern und Erwachsenen gleichermaßen als Spielflächen genutzt
werden. Dafür brauchen sie aber entsprechende Pflege. Auch hat der Winter
durch Schnee und Frost seine Spuren hinterlassen.

 Gleich nach dem ersten Mähgang sollte man den Rasen vertikutieren. Hierbei
werden Verfilzungen, die durch liegengebliebenen Rasenschnitt und
Verdichtungen, die durch den Schneedruck im Winter entstanden sind,
entfernt. Beim Vertikutieren schneiden senkrecht rotierende Messer den
Rasenfilz auf und werden mit dem Rechen anschließend sauber abgerecht.
Wichtig ist, dass die Messer nicht zu tief eingestellt werden, damit sie
nicht die Bodenkrume aufreißen. Außerdem soll die Rasenfläche abgetrocknet
sein. Sowohl beim Mähen als auch beim Vertikutieren müssen Frühjahrsblüher
wie Tulpen, Narzissen, Krokusse verschont werden. Diese Pflanzen
verschwinden, wenn sie nach der Blüte nicht einziehen können. Erst wenn das
Laub bis zum Boden braun geworden ist, dürfen Stengel und Laub entfernt
werden.

 Durch das Entfernen des Filzes wird wieder ein optimaler Luft- und
Wasseraustausch im Boden hergestellt, der für das Wachstum der Rasengräser
notwendig ist. Kahlstellen sind mit einer speziellen Nachsaatmischung
anzusäen. Am besten verwendet man sogenannte Regenerationsmischungen, die
schnell keimen und dadurch den Wildkrautwuchs hemmen. Bei Rasenflächen im
Schatten von Bäumen und Sträuchern ist eine Schattenrasenmischung
empfehlenswert. Die eingesäte Fläche ist mit Sand, feinem Humus oder
gesiebtem Kompost leicht abzudecken und vor allem bei Trockenheit zu gießen.

 Ein Rasen besteht je nach Mischung (Gebrauchsrasen, Zierrasen Sportrasen,
Spielrasen) aus dicht stehenden, besonderen Gräserarten. Durch die
Narbendichte wird Wildkrautwuchs erschwert und gleichzeitig die
Belastbarkeit erhöht. Eine entsprechend dichte Grasnarbe erhält man nur,
wenn die Rasengräser laufend neues Grün produzieren, was eine optimale
Nährstoffversorgung und regelmäßigen Schnitt voraussetzt. Deshalb ist eine
baldige Düngung der Rasenfläche, am besten mit einem speziellen Rasen-
Langzeitdünger, wichtig. Auch sollte man Rasenflächen in Trockenperioden
bewässern. Die Bodenoberfläche darf nicht austrocknen. Nur so bleibt die
Grasnarbe flächendeckend dicht und der Rasen ist voll belastbar.

Clemens JobstKreisfachberater für Obst- und Gartenbau

Gleich nach dem ersten Schnitt sollte der Boden vertikutiert werden. Auf diese Weise werden Luft- und Wasseraustausch optimiert.  − F.: Jobst

 

13.04.2012
Rosen fachgerecht schneiden

DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp

Auch Kletterrosen bedürfen einer regelmäßigen Pflege.  − F.: Jobst

Auch Kletterrosen bedürfen einer regelmäßigen Pflege.  − F.: Jobst


Mit ihrer Blütenpracht haben Rosen schon immer die Menschen entzückt. Damit der Gartenfreund sich lange an der Blütenpracht der Rosen erfreuen kann, muss er regelmäßig verschiedene Pflegemaßnahmen durchführen.

 Die wichtigste Maßnahme zur Erhaltung und Förderung der Wuchsfreudigkeit, des Blütenreichtums und der Gesundheit der Rosen ist der fachgerechte, den einzelnen Rosengruppen angepasste Schnitt. Der beste Zeitpunkt ist das Frühjahr. Erst wenn die Knospen angefangen haben zu schwellen, kann man erkennen, welche Augen einen erfolgversprechenden Austrieb bringen. Gerade in diesem Jahr wurden die Rosen durch den späten Wintereinbruch und den starken Frost sehr in Mitleidenschaft gezogen. Mit einer scharfen Gartenschere erzielt man mindestens einen halben Zentimeter über einem gut entwickelten Auge eine glatte Schnittfläche, leicht schräg, damit Wassertropfen nicht über das Auge ablaufen. Eine Faustregel besagt, je stärker der Rückschnitt, desto kräftiger der Neuaustrieb.

 Beetrosen, also Polyantha-, Floribunda- und Edelrosen, brauchen unbedingt einen jährlichen Schnitt, ansonsten verkahlen sie und der Blütenreichtum lässt nach. Abgestorbene und schwache, zu dicht stehende und nach innen wachsende Triebe werden entfernt. Der weitere Rückschnitt ist abhängig von der Wuchsfreudigkeit der Rosensorte. Stark wachsende Rosen schneidet man auf sechs bis acht Augen, schwach wachsende Sorten auf drei bis fünf Augen zurück.

 Einmalblühende Strauch- und Wildrosen blühen am mehrjährigen Holz, dadurch entfällt der jährliche Rückschnitt. Ein Auslichten zu dicht stehender Triebe und das Entfernen von Totholz und veralteten Trieben ist hier ausreichend.

 Ähnlich den Beetrosen brauchen dauerblühende Strauchrosen und englische Rosen einen regelmäßigen Frühjahrsschnitt. Abgestorbene und überalterte Triebe werden ganz entfernt, kräftige Hauptriebe um ein Drittel eingekürzt, schwächere Triebe auf einige kräftige Augen zurückgeschnitten. Beim Schneiden muss man darauf achten, dass die natürliche Wuchsform der Rose erhalten wird.

 Bodendeckerrosen brauchen nur einen Rückschnitt, wenn sie zu wuchtig werden. Da sie sehr schnittverträglich sind, reicht das Einkürzen auf einer Höhe von etwa 20 cm. Der Schnitt von Hochstammrosen gleicht dem der Beetrosen. Die Triebe werden jährlich auf 15 bis 20 cm zurückgeschnitten, abgestorbenes Holz und sich kreuzende Triebe entfernt. Nach dem Schnitt sollte die Krone möglichst rund, gleichmäßig und locker sein, was die Blühfreudigkeit fördert.

 Gerade bei Kletterrosen gehen die Meinungen der Gartler über den Schnitt auseinander. Während man einmalblühende Kletterrosen ähnlich den einmalblühenden Strauch- und Wildrosen nur wenig schneidet, sich auf das Entfernen von altem und totem Holz beschränkt, schneidet man bei öfterblühenden Kletterrosen die an den Hauptrieben wachsenden Seitentriebe auf zwei bis fünf Augen zurück. Da Kletterrosen an mehrjährigen Trieben blühen, darf man die langen Triebe des Vorjahres nicht einkürzen. Man muss auch darauf achten, dass die mehrjährigen Triebe in der Überzahl sind, aber auch immer neue Triebe nachwachsen. Dies erreicht man, wenn regelmäßig die überalterten Triebe entfernt werden. Schnittmaßnahmen bei alten Kletterrosen, die der Verjüngung dienen, sind ebenso im Frühjahr auszuführen.

Clemens JobstKreisfachberaterfür Obst und Gartenbau

 


DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp |
20.04.2012
So kann der Frühling kommen
Im April und Mai erleben wir in vielen Gärten einen
Blütenzauber in Gelb. Verantwortlich dafür ist die
Forsythia, auch Forsythie oder Goldglöckchen genannt. Sie
ist deshalb so verbreitet, weil sie eine der
farbenprächtigsten Frühjahrsboten ist. Ist diese
Farbenpracht allerdings, vorbei sollte der Gartenbesitzer
Baumschere und Säge herausholen.

 Forsythien-Arten sind sommergrüne Sträucher und können je
nach Sorte bis zu vier Meter hoch werden. Die Blüten
erscheinen vor dem Blattaustrieb und befinden sich an den
letztjährigen Zweigen. Die einzelnen Blüten haben eine
glockenähnliche Form und überziehen dicht gedrängt die
Triebe. Die Triebe wachsen aufrecht. Wenn sie älter
werden, hängen sie stark über, bis sie auf dem Boden
aufliegen. An dieser Stelle können die Triebe Wurzeln
bilden und schon ist eine neue Forsythie geboren. Die
Zweige sind hohl und besitzen ein Mark.

 Der Rückschnitt direkt nach der Blüte regt die
Blütenbildung für das nächste Jahr an. Ein Schnitt in der
vegetationsruhen Zeit geht auf Kosten vieler Blüten. Durch
den Schnitt werden mehrjährige Triebe, die schon zweimal
oder öfter geblüht haben, am Boden oder oberhalb eines
jungen Seitentriebes entfernt. Auch trockene, abgestorbene
Äste, zu dünne oder verletzte Zweige werden an der Basis
abgeschnitten. Damit ist Platz für neue Triebe, die ab dem
zweiten Jahr den Besitzer wieder mit Blüten erfreuen
können. Der Schnitt ist direkt an der Entstehungsstelle
des zu entfernenden Astes durchzuführen. Dadurch wird die
Wundheilung gefördert und die Zapfenbildung verhindert. Je
schärfer der Rückschnitt, desto stärker der Neuaustrieb.
Den einjährigen Jungtrieb lassen wir unbeschnitten.

 Absolut falsch ist der weit verbreitete Schnitt, den
Strauch auf einer Höhe abzuschneiden, oder das
Herumschnipseln an allen Triebspitzen. Dadurch entsteht
eine Verkahlung der Strauchbasis und ein Besenwuchs im
Bereich der Schnittflächen. Um dies zu verhindern und um
die Blühwilligkeit zu fördern, schneiden wir wenig, aber
gezielt. Nur bei total überalterten oder stark
frostgeschädigten Gehölzen ist ein radikaler Rückschnitt
erforderlich. Allerdings wird der Strauch aufgrund der
Neutriebbildung im kommenden Jahr kaum Blüten haben.

 Um glatte Schnittflächen zu erzielen, die rasch
verheilen, muss man gutes und scharfes Schnittwerkzeug
verwenden. Gequetschte und ausgefranste Wunden verwachsen
schlecht und sind Eintrittsstellen für Krankheitserreger.

Clemens JobsKreisfachberater für Obst- und Gartenbau


Ein Traum in gelb: Damit die Forsythie kräftig blühen kann, bedarf es eines fachgerechten Schnitts.  − Foto: Jobst
Ein Traum in gelb: Damit die Forsythie kräftig blühen kann, bedarf es eines fachgerechten Schnitts.  − Foto: Jobst

 

27.04.2012

DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp |
Bis zur Unkenntlichkeit gequält
Ein Baum in der freien Natur braucht keine Pflege. Bei guten Standortbedingungen kann er sich entfalten. Bäume in der freien Landschaft laden zum Verweilen. Sie sind oft Motive auf Postkarten, werben in Tourismusbroschüren für eine heile Welt.

 Bäume im Siedlungsbereich haben oft schwierige Lebensbedingungen, zu wenig Standraum, schlechte Bodenverhältnisse, Sauerstoff- und Wassermangel im Boden. Aber vor allem die Einstellung des Menschen gegenüber den Bäumen, speziell gegenüber denen, die ihnen nicht gehören.

 Sie werfen Schatten und Laub, sie werden zu hoch, sie verdecken Werbeanlagen von Geschäften. Und jeder Baumbesitzer hat die Pflicht, Maßnahmen zu ergreifen, die die Verkehrssicherheit gewährleisten. Und deshalb werden überall gegen Ende des Winters, für die Bäume ein physiologisch ungünstiger Zeitpunkt, Baumschnittmaßnahmen durchgeführt. Es wird gekappt, gestutzt und geschnitten, und so mancherorts zeigt sich dem Betrachter ein trauriges Bild von einer geschundenen Kreatur. Es wird oft vergessen, dass ein Baum ein Lebewesen ist, das bei der Keimung geboren wird, wächst und gedeiht, sich ein Leben lang den Witterungsbedingungen widersetzt, sich selbst ernährt, Wunden selbst heilt und am Ende stirbt.

 Durch den Eingriff des Menschen verändern sich die Lebensbedingungen, nicht immer zum Besseren. Düngung, Bodenbelüftung und Bodenverbesserungsmaßnahmen sind eine Hilfestellung bei der Ernährung. Schnittmaßnahmen können eine Baumkrone entlasten. Aber vor allem Kappungen und massive Rückschnitte der Krone sind langfristig baumzerstörend. Bei einer Kappung entstehen große Wundflächen, die nicht verheilen, einen Herd für Holzfäule bilden und zusätzlich das Versorgungsgleichgewicht zwischen Krone und Wurzeln zerstören. Der meist besenartige Austrieb unterhalb der Kappungsstelle ist instabil und bildet zusammen mit der eindringenden Fäule eine erhöhte Bruchgefahr.

 Ein fachgerechter Baumschnitt fällt dagegen nicht auf. Das Ziel ist, durch einen möglichst geringen Eingriff die Verletzungen am Baum so gering wie möglich zu halten. Die Verkehrs- und Standsicherheit wird wieder hergestellt, ohne das typische Aussehen des Baumes zu verändern.

 Der Weg zu einem Spezialisten lohnt sich. Billige Pfuscharbeit kommt meist sehr viel teurer, da sie zusätzliche Pflegemaßnahmen nach sich zieht oder das Sterben eines Baumes verursacht. Bäume werden in Volksliedern besungen, sie sind Teil unserer Kultur. Bäume liefern den für uns so lebenswichtigen Sauerstoff. Und wenn man die Diskussionen über die Feinstaubbelastungen in den Städten verfolgt, sollte man bedenken, dass vor allem Bäume durch ihre Filterwirkung hier erhebliche Verbesserung bieten könnten. Jeder Baum erfüllt Aufgaben, die technisch weder nachzuahmen, noch zu bezahlen sind. Jede Menge Gründe, sorgfältiger mit unseren Bäumen umzugehen.

So nicht: Extreme Schnittmaßnahmen führen langfristig zum Baumtod.
So nicht: Extreme Schnittmaßnahmen führen langfristig zum Baumtod.
Clemens JobstKreisfachberaterfür Obst- und Gartenbau

4.5.2012

DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp |
04.05.2012
Wunderblume Löwenzahn
Wer kennt sie nicht, die krautige Pflanze mit ihren
dichten gelben Blüten, dem weißen Milchsaft im Stengel,
den zehn bis 30 Zentimeter langen, lanzettlich, stark
gelappten und tiefeingeschnittenen Blättern, die direkt am
Boden in einer Rosette stehen. Wenn sich die Wiesen ganz
mit den gelben Blüten von Taraxacum überziehen, wissen
wir, dass nun der Frühling endgültig den Winter verdrängt
hat. Wir erfreuen uns an diesen Bildern und würden gerne
mit lieben Menschen inmitten dieser Blütenpracht ausruhen
und picknicken.

 Aber halt! Da war doch noch etwas anderes? In meiner so
liebevoll gepflegten und gehegten Rasenfläche, nein, in
meinem englischen Rasen hat sich dieses Ungetüm mit seiner
bis zu einen Meter langen Pfahlwurzel eingenistet. Eine
Monsterblume, die ich nicht bekämpfen kann. Wenn ich sie
aussteche, bleiben Wurzelteile im Boden, die dann nur
vermehrt austreiben. Und während diese Pflanze in der
Wiese bis zu 40 Zentimeter hoch wird, bleibt ihre Blüte in
meiner geliebten Rasenfläche ganz dicht über dem Boden,
damit der Rasenmäher mit seinen scharfen Messern ihr
nichts anhaben kann. Diese Pflanze ist mit Intelligenz
ausgestattet, nur um mich zu ärgern.

 Aber lassen Sie uns, wenn wir sie das nächste Mal im
eigenen Garten entdecken, nicht gleich mit schwerem Spaten
und Gift bekämpfen, sondern gemütlich bei einer Tasse
Kaffee einige Gedanken über diese Pflanze machen.
Pusteblume, Bettnässer, Bettschisser, Bettseecher,
Hundeblume und Hundsblume sind einige mundartliche
Bezeichnungen für den Löwenzahn. Sie sagen schon aus, dass
in der Volksheilkunde der Löwenzahn eine wichtige
Heilpflanze war. Vor allem die Bitterstoffe des Löwenzahns
fördern die Sekretion der Verdauungsdrüsen. Daneben wurde
auch eine harntreibende Wirkung nachgewiesen. Die
Wirkstoffe sind immer noch Bestandteil verschiedener
Arzneimittel. Durch die frühe Blütezeit ist der Löwenzahn
eine wichtige Bienenweide. Löwenzahnbestände sind wichtig
für die Entwicklung der Bienen im Frühjahr und ergeben
einen Honig mit kräftigem Aroma.

 Ein wenig in Vergessenheit geraten ist der Löwenzahn als
Bestandteil unserer Speisekarten. So wurden die jungen
Blätter als Salat verarbeitet. Mit dem entsprechenden
Dressing sind die nur leicht bitter schmeckenden Blätter
ein wahrer Genuss. In der Nachkriegszeit wurde aus den
getrockneten Wurzeln ein Ersatzkaffee hergestellt, der als
Zichorie bekannt war. Aber vor allem die gelben Blüten
ergeben ein wundervoll schmeckendes Gelee. Sie brauchen
dazu 350 Löwenzahnblüten, drei Apfelsinen, zwei Zitronen.
Die ein paar Stunden in der Sonne getrockneten Blüten
werden zusammen mit den in schmale Streifen geschnittenen
Apfelsinen und Zitronen in 1,5 Liter Wasser etwa 30
Minuten bei schwacher Hitze gekocht. Anschließend die
Flüssigkeit abseihen und die Blüten und Früchte, um
möglichst viel Aroma zu bekommen, gut auspressen. Die
Flüssigkeit mit Gelierzucker nach Anweisung einkochen.

 Eine sonntägige Fernsehsendung mit dem gleichen Namen
bringt nicht nur für Kinder und Jugendliche, sondern auch
für Erwachsene jeglichen Alters interessante Berichte auf
unterhaltsame Art. Vielleicht hat man den Titel der
Sendung deshalb Löwenzahn genannt, weil diese Pflanze
äußerst robust und widerstandsfähig ist. Sie kommt mit den
widrigsten Bodenverhältnissen aus und gedeiht auch dort
noch, wo die meisten Pflanzen keine Überlebenschancen
haben.

 Diese Gedanken helfen einem vielleicht, im eigenen Garten
den Löwenzahn ein wenig zu akzeptieren. In einem
erlebnisreichen naturnahen Garten hat der Löwenzahn
bestimmt auch Platz. Diese Einstellung schont die Nerven
des Gartenbesitzers.

Clemens JobstKreisfachberaterfür Obst- und Gartenbau



"Bienen schätzen den Löwenzahn mehr als mancher Mensch.  
− Foto: Jobst"

 

DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp | 11.05.2012
Gut gedüngt und trotzdem gesund

Bodenuntersuchungen helfen, die passende Düngekonzentration zu bekommen

Alles neu macht der Mai. Ein Spruch, der sich vor allem auf die Natur und auf den Garten bezieht. Und wenn die Eisheiligen (11. bis 15. Mai) vorbei sind, werden in allen Gärten die Gemüse- und Blumenbeete hergerichtet, gesät und gepflanzt. Die Eisheiligen sind schon immer der Beginn der eigentlichen Gartensaison gewesen.

 Aber mit der Aussaat oder Pflanzung von Kulturen beginnen auch oft die Fragen und Probleme über eine umweltgerechte und pflanzenbezogene Düngung. Groß sollen sie sein die Salatköpfe, Rettiche, Tomaten, Gelbe Rüben und was wir noch so alles anbauen. Schön aussehen sollen sie und gesund sollen sie sein. Um dieses Ziel zu erreichen, helfen wir gerne mit Düngern nach, mit Kompost, mit organischen und mineralischen Düngern, mit den verschiedenen Nährstoffverhältnissen. Aber was soll man verwenden und wie viel? Diese Frage stellt sich alle Jahre wieder und doch düngen die meisten im guten Glauben, alles richtig zu machen. Zu viel hat doch noch nie geschadet, oder doch?

 Eine vor Jahren von der Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau in Weihenstephan durchgeführte Bodenuntersuchungsaktion zeigte, dass die Böden in den Privatgärten vor allem im Gemüsegartenbereich zum größten Teil überdüngt und somit belastet sind, der Phosphatgehalt das drei- bis vierfache, im Extremfall das 18-fache von dem war, was die Kulturen innerhalb eines Jahres aufnehmen können. Also haben wir Gartler doch viele Jahre bei der Düngung unseres Gemüses etwas verkehrt gemacht.

 Eine Bodenuntersuchung ist die Ausgangsbasis jeglicher Düngung. Mit dieser Untersuchung erfährt man die Bodenart, den Säuregehalt (auch pH-Wert genannt) und die Verfügbarkeit der verschiedenen Grundnährstoffe wie Stickstoff, Phosphor und Kalium und bei Bedarf Magnesium und andere wichtige Spurennährstoffe. Erst durch das Ergebnis dieser Untersuchung kann der Gartler die Höhe, die Art und die Häufigkeit einer Düngung in Abhängigkeit von der jeweiligen Bodenart und der angebauten Kultur festlegen. Nur so ist es uns möglich, auf lange Sicht die Fruchtbarkeit des Bodens und einen ausgeglichenen Nährstoffhaushalt zu sichern.

 Wie zieht man eine Bodenprobe? Sie soll nicht unmittelbar nach einer Bodenbearbeitung oder nach einer Düngung entnommen werden, sondern am besten vorher. Bodenproben sind entsprechend der Nutzung getrennt zu nehmen und dürfen nicht vermischt werden. Gemüsegarten, Beerenbeete, Obstgarten, Rasenflächen, Blumen- und Staudenbeete haben meist unterschiedliche Boden- und Nährstoffverhältnisse und müssen deshalb getrennt untersucht werden. Je nach Nutzungsfläche sind zehn bis 15 Entnahmestellen gleichmäßig zu verteilen, wo mit Spaten oder Bohrstock 20 bis 30 cm tief, bei Rasenflächen 10 cm tief, gleichmäßig viel Boden entnommen und gemischt wird. Von dem gut gemischten Boden werden etwa 500 Gramm in einen ungebrauchten Plastikbeutel gefüllt und gut verschlossen, wobei Steine und Erdklumpen nicht entfernt werden.

 Der Beutel ist mit einem Klebeetikette folgendermaßen zu beschriften: Anschrift des Gartenbesitzers, Bezeichnung bzw. Nutzung der Fläche und der gewünschte Untersuchungsumfang. Die Bodenprobe ist möglichst sofort an ein Untersuchungsinstitut weiterzuleiten. Nähere Auskunft erteilen die örtlichen Gartenbauvereine und das Sachgebiet Landespflege, Grünordnung und Gartenbau am Landratsamt. Innerhalb kurzer Zeit erhält der Gartenbesitzer das Ergebnis, meist verbunden mit einer speziellen Düngeempfehlung.

 Gerade in einer Zeit, in der das Thema über eine richtige Ernährung in aller Munde ist, sollten wir Gartenbesitzer auch wegen unserer eigenen Gesundheit sehr darauf achten, dass wir im eigenen Garten nur vitaminreiches, nicht belastetes, rundum gesundes Obst, Gemüse, Salat und Beeren ernten. Wir lernen unseren Boden kennen, können den Bedürfnissen der Kulturen gerecht werden, belasten weder Boden noch Grundwasser, erzeugen qualitativ hochwertige Kulturen für unsere Küche und sparen noch Geld durch gezielte Düngung.

Clemens JobstKreisfachberater für Obst- und Gartenbau

Schackhaft und gut gewachsen sollen sie sein − dennoch sollten Beeren-Bauern darauf achten, den Boden nicht zu überdüngen.  − F.: dpa

Schackhaft und gut gewachsen sollen sie sein − dennoch sollten Beeren-Bauern darauf achten, den Boden nicht zu überdüngen.  − F.: dpa

 

DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp | 17.05.2012
"Vorm Holler ziagst an Huad"
Der Schwarze Holunder, botanisch Sambucus nigra, im Volksmund auch Holderbusch oder Holler genannt, ist ein Strauch oder Baum, der bis elf Meter hoch werden kann und wie kein anderes Gehölz unsere Bauernhöfe, Dörfer und Landschaften geprägt hat. Aber auch durch die vielfache Verwendung als Heilmittel, Lebensmittel und Farbstoff war der Holler nicht aus dem Leben unserer Vorfahren wegzudenken. Ein alter Bauernspruch "Vorm Holler ziagst an Huad" beweist die große Wertschätzung des Menschen vor dieser Segen bringenden Pflanze.


 Der Holler ist ein robustes und anspruchsloses Gehölz, das keine Pflege benötigt und sich überall dort durchsetzt, wo der Mensch es zulässt. Wenn er sich frei entfalten kann, wird er ein majestätisch anmutender Großstrauch, der durch seinen Blüten- und Fruchtschmuck nicht nur für die Menschen, sondern auch für die Tierwelt eine große Bedeutung hat. Aber gerade seine Größe und seine Robustheit haben ihn aus den meisten Siedlungsgärten verbannt, die einfach zu klein für ihn sind. Aber wenn wir ihn an Bauernhöfen oder in der freien Landschaft, an Waldrändern und in den Flussauen sehen, sollten wir ruhig darüber nachdenken, wie wir als Kinder aus seinen Zweigen Pfeiferl schnitzten, indem wir das schaumstoffartige Mark entfernten, kleine Löcher durchbohrten und den ganzen Tag mit lautem, meist äußerst unmusikalischem Pfeifen unseren Eltern auf die Nerven gingen.

 Wir freuten uns auch schon auf die Hollerkiache, die ab Mai bis in den Juni aus den großen flachen Schirmrispen mit ihren unzähligen, leicht gelblichen Einzelblüten durch Eintauchen in einen dünnflüssigen Teig aus Eiern, Mehl und anderen Zutaten und anschließendem Frittieren in heißem Fett entstanden.

 Ab Mitte August verfärben sich die anfangs roten Beeren in tiefes Schwarz. Die Stiele, auf denen sie sitzen, werden rot und die Beeren haben einen dunkelroten Saft, der aus Stoffen nur schwer auswaschbar ist. Im rohen Zustand sind die Beeren schwach giftig, aber nach dem Abkochen oder Vergären kann man Vitamin-C-reiche Lebensmittel herstellen, vom Hollersekt über Hollergelee, Hollersirup, Mus, Saft, Wein und vieles andere. Aber Vorsicht: Die Beeren des roten Holunders (Sambucus racemosus), die in der Reifezeit eine rote Farbe haben, sind giftig und dürfen deshalb nicht verwendet werden.

 Aus den Beeren des Holunders, aber auch aus der Rinde, den Blütenständen machte man Heilmittel gegen Erkältung, Nieren- und Blasenleiden aber auch Präparate zur Stärkung von Herz und Kreislauf, zur Schmerzlinderung und Fiebersenkung. Der Holunder war und ist immer noch ein wichtiger Bestandteil in der Hausmedizin. Vor allem in den Schalen der Beeren befindet sich der violette Farbstoff Sambucyanin, mit dem man Stoffe, Leder, Lebensmittel, aber auch Haare färbte.

 Gerade bei den Vögeln sind die Beeren eine beliebte Abwechslung im Speiseplan, die dadurch auch zu der Verbreitung des Holunders beitragen. Und das geht sehr gut, da dieses segenbringende Gehölz äußerst robust und anspruchslos ist. Zudem ist der Holunder frosthart und gedeiht noch auf den magersten Böden, im Halbschatten auf Unkraut- und Ruderalfluren, an Böschungen oder an Wegrändern. In Österreich gibt es neben den wilden Vorkommen große Kulturflächen, auf denen verschiedene Sorten von Holunder angebaut werden. Ein Beweis dafür, dass der Holler auch in unserer modernen Zeit noch eine wichtige Rolle für unsere Ernährung und Gesundheit spielt und somit als alte Kulturpflanze in unserer Landschaft, aber auch in größeren Gärten sein Zuhause haben soll.

Clemens JobstKreisfachberater für Obst- und Gartenbau

 

DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp | 01.06.2012
Nutzpflanze mit hohem Zierwert

Rhabarber taugt längst nicht nur zum Weiterverarbeiten

Jeder kennt sie, eine ausdauernde und eindrucksvolle Pflanze mit großen, ganzrandigen bis
mehrlappigen Blättern, die aus einer grundständigen Rosette sprießen. Sie steht in vielen Gärten,
vor allem im Bereich des Gemüsegartens. Die bis zu 70 Zentimeter langen, fünf Zentimeter breiten,
meist roten Blattstiele sind ein begehrtes Rohmaterial für Kompott, Marmeladen, Kuchen und Torten,
Cremes und Beilagen für Süßspeisen. Auch zum Saften und Mosten eignet sich der Rhabarber, der
wegen seines erfrischenden, angenehm säuerlichen Geschmacks und des geringen Kaloriengehalts sehr
beliebt ist.

 Rhabarber gilt wegen seiner Zubereitungsarten als Frucht, obwohl er eigentlich ein Gemüse ist.
Die Blattstiele sind an der Oberseite flach, an der Unterseite rund und mit scharfen Kanten
ausgestattet. Die Pflanze braucht viel Platz − mindestens einen Quadratmeter. Sie wurzelt bis in
einen Meter Tiefe, was ihr in Trockenzeiten zu Gute kommt. Ihrer Anspruchslosigkeit in Bezug auf
Standort und Klima verdankt sie auch, dass sie sich gegenüber anderen Pflanzen gut behaupten kann.
Sie ist mit wenig Sonne bis Halbschatten zufrieden und stellt an den Boden keine besonderen
Ansprüche. Für eine Kompostgabe ist sie allerdings dankbar.

 Der Blütenstand mit den cremefarbenen Blüten, die in einer Rispe stehen, kann bis zwei Meter hoch
werden. Blüte ist im Zeitraum zwischen Ende Mai und Ende Juni. Für die Blütenbildung ist ein
Kältereiz nötig, der über mehrere Wochen Temperaturen unter zehn Grad Celsius benötigt.

 Der Rhabarber stammt aus der Himalayaregion. Im 16. Jahrhundert wurde er in Russland angebaut und
gelangte im 18. Jahrhundert auch in andere Teile Europas. 1848 war der erste gewerbsmäßige Anbau
in Norddeutschland. Von dort breitete sich die Pflanze in Richtung Süden aus. Für die Entstehung
des Namens Rhabarber gibt es verschiedene Erklärungen. Friedrich Kluge vertritt die Version, dass
der Name die Wanderung der Pflanze von Ost nach West einbezieht. Dabei wurde der Eigenname Rhã für
den Fluss Wolga verwendet.

 Die alte Regel, dass man Rhabarber ab dem 24. Juni (Johannistag) nicht mehr ernten und
verarbeiten soll, basiert auf zwei Grundsätzen: Zum einen setzt Ende Juni ein zweiter
Wachstumsschub ein, dessen Kräfte die Pflanze im nächsten Jahr zum Gedeihen benötigt, zum anderen
enthält der Rhabarber wertvolle Mineralstoffe, aber auch Oxalsäure, die vor allem ab Ende Juni
vermehrt produziert wird. Für gesunde Erwachsene ist der Verzehr normaler Mengen zwar auch dann
unbedenklich, allerdings sollten Kleinkinder, Schwangere, Stillende und Menschen mit Nieren- und
Gallenproblemen lieber darauf verzichten. In den Blättern sind Giftstoffe enthalten, die bei rohem
Genuss zum Erbrechen führen können.

 Die Verwendung als Gartenpflanze ist vielfältig. Sie kann man nicht nur als Nutzpflanze im
Gemüsegarten finden oder als Eingrünung des Komposthaufens, sondern dank ihrer Schönheit auch mit
Gräsern und Farnen kombiniert in Staudenbeeten oder vor Gehölzpflanzungen.

Clemens JobstKreisfachberater für Obst- und Gartenbau


Viel Platz braucht die Rhabarberpflanze. Bis zu zwei Meter hoch reicht der Blütenstand.  − Foto: dpa

 

Viel Platz braucht die Rhabarberpflanze. Bis zu zwei Meter hoch reicht der Blütenstand.  − Foto:
dpa



DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp | 07.06.2012
Hygiene im Obstgarten schadet dem Schädling

Apfelwickler fliegt vor allem im Mai und Juni − Larven fressen sich bis zum Kerngehäuse

Der "Wurm im Apfel" oder auch "Obstmade" genannt, ist eigentlich eine Raupe, die zu den verbreitetsten Apfelschädlingen zählt. Die Larve dieses Apfelwicklers bohrt sich in die Frucht ein und frisst sich bis zum Kerngehäuse vor. Hierbei scheidet die Larve braunen, mehlartigen Kot aus, der in den Fraßgängen, im Kernhaus und am Einbohrloch zu finden ist. Die entwickelte Larve verlässt die Frucht, die häufig vorzeitig abfällt, was meistens nicht auffällt, da der Baum in dieser Zeit überzählige Früchte abstößt.

 Der Apfelwickler fliegt vor allem im Mai und Juni. Es ist ein grauer mit hellgrauen Streifen überzogener Falter mit einem kupferfarbenen Fleck am Ende der Flügel, dessen Spannweite bis zu 2,5 Zentimeter erreichen kann. Optimale Bedingungen hat der Apfelwickler für den Flug während der abendlichen Dämmerung, bei Windstille und 20 Grad Wärme und feuchtem Wetter.

 Die weiblichen Falter legen 30 bis 60 Eier auf den Früchten oder den Blättern der Obstbäume ab. Fallen die Temperaturen unter 15 Grad, wird die Eiablage unterbrochen, da bei niedrigen Temperaturen keine Eientwicklung möglich ist. Die Eiablage erfolgt auf ebene Oberflächen. Anfänglich sind es die Blätter und später, ab Juli, die Früchte, wenn diese ihren Flaum verloren haben. Für die Entwicklung von der Eiablage bis zum Schlüpfen benötigt der Apfelwickler ein bis zwei Wochen.

 Die Schädlinge befallen die Frucht als Larve und sie ernähren sich von dieser für etwa drei Wochen. Sie ernähren sich sowohl vom Fruchtfleisch als auch von den Samen. Für die Entwicklung vom Schlüpfen bis zur voll ausgewachsenen Larve benötigt die Raupe drei bis vier Wochen. Nach dem Verlassen der Frucht verpuppen sich die Larven.

 Eine zweite Generation kann im August und September fliegen, sofern die Wetterbedingungen entsprechend günstig sind. Es läuft wiederum die Raupenentwicklung ab. Allerdings sind die Schäden größer als bei der ersten Generation, da der Baum auf den Befall der fast reifen Früchte nicht mehr reagieren kann. Die Raupen verlassen die Früchte und überwintern an einem geschützten Platz.

 Das Resultat sind oftmals je nach Befall mehr oder weniger befallene Früchte, die von kotgefüllten Fraßgängen durchzogen sind, teilweise bis ins Kernhaus. Diese Äpfel lassen sich nicht lagern, weil sie relativ schnell faulen, müssen aber auch nicht immer weggeworfen werden. Wenn man das befallene Fruchtfleisch großzügig ausschneidet, kann man den Rest der Frucht bedenkenlos essen oder verarbeiten.

 Wenn ein Gartenbesitzer über mehrere Jahre befallene Äpfel erntet, hört man oft die Aussage, der Baum ist krank, den kann man nur umschneiden. Sicherlich die verkehrte Maßnahme, um den Apfelwickler zu bekämpfen. Bedenkt man, dass die meisten Apfelbäume zehn bis 15 Jahre wachsen müssen, um einen nennenswerten Behang zu haben. Eine der wichtigsten Bekämpfungsmaßnahmen ist die Hygiene im Obstgarten. Wird konsequent das Fallobst täglich aufgesammelt, ist der Befallsdruck erheblich gemindert. Auch befallene Früchte an den Ästen sollten frühzeitig abgenommen und entsorgt, jedoch nicht kompostiert werden. Da die Apfelwickler unter losen Borkenteilen überwintern, kann man durch Abkratzen der losen Teile die Zahl der Schädlinge erheblich mindern. Legt man um den Baum eine Folie, kann man den Wickler leichter aufsammeln und beseitigen. Die Rinde der Bäume darf dabei nicht beschädigt werden.

 Da alle direkten Bekämpfungsmaßnahmen nur Erfolg haben, solange die Wicklerraupe außerhalb der Frucht ist, sollte man mit Hilfe von Pheromonfallen, also mit weiblichen Sexualduftstoffen versehene Klebefallen, den Beginn der Flugaktivität der Apfelwickler ermitteln. Der richtige Zeitpunkt ist die Eiablage der Weibchen, die einige Tage nach der Begattung beginnt. Dann kann man gezielt eine chemische Bekämpfung mit einem für den Hobbygartenbau zugelassenen Präparat durchführen. Eine Alternative zu den chemischen Präparaten ist der Einsatz von Schlupfwespen, Trichogramma, der allerdings nicht immer erfolgreich ist. Die Förderung von Nützlingen, wie z.B. des Ohrwurmes, ist eine weitere und die umweltfreundlichste Bekämpfungsmöglichkeit des Schädlings.

 Befallenes Obst ist allerdings ein Garant für biologischen Anbau. Da der Gartenbesitzer nicht den Zwängen unterliegt, möglichst hohe Erträge zu erzielen, kann er einen gewissen Ausfall akzeptieren, mit der Gewissheit, gesunde und unbelastete Früchte zu ernten.

Clemens JobstKreisfachberater für Obst- und Gartenbau
Wenn man einen befallenen Apfel aufschneidet, bietet sich dieses Bild. Der Schädling hat die Frucht als Larve befallen und sich bis hinein ins Kernhaus gefressen.  − Foto: dpa
Wenn man einen befallenen Apfel aufschneidet, bietet sich dieses Bild. Der Schädling hat die Frucht als Larve befallen und sich bis hinein ins Kernhaus gefressen.  − Foto: dpa

 


DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp | 15.06.2012
Aushängeschilder jeder Siedlung

Vorgärten werden oft als lästiges Übel empfunden, dabei sind sie wahre Visitenkarten der Bewohner

Den eigenen Garten kann man ganz nach seinen Bedürfnissen, Vorstellungen und Möglichkeiten
gestalten, mehr noch als das Haus. Das gilt für Vorgärten genauso. Daher lässt sich bei einem
Spaziergang durch eine Siedlung recht gut ablesen, wer hinter der jeweiligen Haus- und Gartentüre
wohl wohnen mag. Es gibt dezente, zurückhaltende Vorgärten und solche, die vor Fülle und
Dekoration überquellen, ganz sachlich funktionale Bereiche oder romantisch verspielte. Manche
Hausbesitzer gewähren allem, was Räder hat, den Vorrang, während andere die Garagenzufahrt
begrünen. Wo Einblick unerwünscht ist, wird der gesamte Garten mit Mauern oder undurchsichtigen
Hecken umschlossen, andernorts öffnet er sich dem Straßenraum. Oft verraten Gestaltung und
Materialauswahl die finanziellen Möglichkeiten der Besitzer. Es gibt traditionelle und moderne
Vorgärten, angepasste und sehr individuelle, pfiffige und auch langweilige. Kurzum, der Streifen
zwischen Haus und Straßenraum ist zusammen mit der Hausfassade so etwas wie ein Aushängeschild.
Nicht selten spiegeln die Vorgärten nicht nur die Individualität ihrer Besitzer, sondern auch das
nahezu globale Angebot der Baumärkte und Gartencenter wider. Das wirkt nicht immer überzeugend.

 So beginnt das Fachblatt "Vorgärten" des Bayerischen Landesverbandes für Gartenbau und
Landespflege e.V. Die Vorgärten sind das Bindeglied zwischen Straßenraum und Bauzone. Ihnen ist zu
verdanken, ob eine ländliche Siedlung für den Besucher gut durchgrünt ist, lebenswert oder eher
trist und schlimmstenfalls abweisend erscheint. Dem Grundstücksbesitzer sind außer ein paar
wenigen grünordnerischen Festsetzungen des Bebauungsplanes keine Grenzen gesetzt. Während viele
ihren Vorgarten als eigene Visitenkarte und Willkommensgruß betrachten, ist er für manche eher
eine Belastung. Eine Freifläche, die gepflegt werden muss, aber nicht genutzt wird. Wer will schon
seine Freizeit im Liegestuhl im Vorgarten verbringen, auf dem Präsentierteller, sichtbar für alle
Passanten? Da der Fuhrpark vor allem bei Familien mit Kindern immer größer wird, ist es keine
Seltenheit, dass die Garagenzufahrt oftmals breiter ist als die vorbeiführende Straße. Eine
gestalterische Disharmonie, die bei reiflicherer Überlegung meistens zu vermeiden wäre.

 Eine andere Notwendigkeit ist die Unterbringung von Wertstoff- und Restmülltonnen. Nicht jeder
hat die Möglichkeit, diese sperrigen Tonnen in der Garage oder in einem Nebengebäude
unterzubringen. Damit sie vom Haus gut erreichbar und leicht zum Abtransport an den Straßenrand zu
schieben sind, stehen sie häufig in der Zufahrt oder im Vorgarten, so dass jeder Besucher vor
allem bei warmem Wetter durch die Geruchsbelästigung gleich erraten kann, was es zu essen gab.
Durch Holzpalisaden, durch Eingrünung mittels einer geschnittenen Hecke oder durch gefällige
Verkleidungen aus Holz oder Metall, die mittlerweile der Handel anbietet, kann man die
Abfallbehälter auch im Vorgarten integrieren.

 Sein Eigentum nach außen abzugrenzen ist für viele Gartenbesitzer ein Bedürfnis. Hierbei muss man
aber darauf achten, welche Festlegungen der Bebauungsplan wegen Einzäunung hat. In manchen
Baugebieten ist ein Zaun nur auf Höhe der Häuser zulässig, so dass durch die offene
Vorgartengestaltung vor allem bei engeren Siedlungen eine gewisse Großzügigkeit entsteht. Da die
Einfriedung nicht nur zur Abwehr ungebetener Gäste dient, sondern vor allem die Visitenkarte der
Gartenbesitzer ist, sollte die Art des Zaunes nicht nur in das Ortsbild, sondern auch zu der
Architektur des Hauses und zum Garten passen. Leider haben sich auch übergroße Sichtschutzzäune
aus massiven Holzkonstruktionen und Steingabionen, die aus dem Wildbachverbau stammen,
durchgesetzt.

 Das wichtigste Gestaltungselement im Vorgarten sind aber die Pflanzen, die durch ihre Blätter,
Blüten, Aussehen und Größe Leben in ein Siedlungsbild bringen und ganz individuell die Fläche dem
Besitzer zuordnen. Selbst an Häusern ohne Vorgärten, wo der Gehsteig bis an die Fassade
heranreicht, ist meistens eine Begrünung durch Kletterpflanzen noch möglich. Auch bei der
Pflanzung von Bäumen ist der Bebauungsplan heranzuziehen, der meistens vorsieht, dass an
bestimmten Stellen bestimmte Bäume gepflanzt werden müssen, damit eine gewisse Durchgrünung des
Baugebietes gewährleistet ist.

Clemens JobstKreisfachberaterfür Obst- und Gartenbau
Offen und freundlich: So liebevoll gestaltet, verstärkt ein Vorgarten den positiven Eindruck des gesamten Grundstücks.  − Foto: Jobst
Offen und freundlich: So liebevoll gestaltet, verstärkt ein Vorgarten den positiven Eindruck des
gesamten Grundstücks.  − Foto: Jobst

 

DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp | 22.06.2012
Der Balkon als kleines grünes Paradies

Wer keinen oder keinen ausreichend großen Garten besitzt, kann nicht nur beim Blumenpflanzen auf den Balkon

Viele Leute träumen von einem Garten, haben aber selbst nur einen mehr oder weniger großen Balkon. Aber eben auch ein paar Quadratmeter Raum im Freien, den man mit einigen Überlegungen und Ideen zu einer grünen Oase gestalten kann. Je nach Größe eines Balkons besteht nicht nur die Möglichkeit, durch Balkonkästen, die am Geländer befestigt werden, und mit Blütenpflanzen wie Geranien, Petunien, Pantoffelblumen und Schleierkraut bepflanzt sind, wohltuendes Grün zu installieren, sondern auch durch Pflanzgefäße und freistehende Spalierkonstruktionen mit Kletterpflanzen eine erholsame Atmosphäre zu schaffen.

 Immer mehr nimmt auch der Wunsch zu, auf Balkonen eigenes Gemüse oder Kräuter anzubauen. Viele Balkone, gerade diejenigen, die nach Süden und Südwesten ausgerichtet sind, sind dafür hervorragend geeignet. Je heller und sonniger der Standort, desto üppiger die Entwicklung und der Ertrag der Pflanzen. Wärmeliebende Gemüsearten wie Tomaten, Paprika und Auberginen sind hierfür besonders geeignet. Bei Blattsalaten und Spinat, denen der Hochsommer hier meist zu heiß ist, muss auf eine ausreichende Wasserversorgung geachtet werden. Aber vor allem Kräuter, wie Salbei, Lavendel, Rosmarin, Basilikum, Schnittlauch und Petersilie gedeihen prächtig bei ein wenig Pflege. Auch kleine Obstbäumchen in Form von Spindelbusch oder Ballerinabäume wachsen in entsprechenden Gefäßen. Mit einem Balkongarten wird man zwar nicht zum Selbstversorger in Sachen Obst, Gemüse und Kräutern, da sich aber viele Sorten problemlos in Kästen und Kübeln ziehen lassen, kann man den Speiseplan mit Erntefrischem wirkungsvoll bereichern.

 Die Auswahl an Materialien bei den Pflanzgefäßen ist enorm, sowohl bei den Formen, den Größen und dem Design. Es eignen sich Balkonkästen, Töpfe, Ampeln, Schalen aus Ton, Holz, Kunststoff und Steingut. Man sollte auf ausreichend große Löcher am Boden achten, um Staunässe zu vermeiden. Wichtig ist auch, dass das Material im Sommer nicht zu warm und im Winter frosthart ist, was vor allem bei Steingut und Ton meistens nicht der Fall ist. Eine äußere Isolierschicht aus Styropor bringt eine gewisse Sicherheit über den Winter.

 Die Pflanzerden müssen ausreichend Nährstoffe, Wasser und Luft speichern können. Zudem sollten sie über ein relativ hohes Gewicht verfügen, damit die Pflanzgefäße nicht bei jeder Windböe umfallen oder die Pflanzen entwurzelt werden. Geeignet sind deswegen Substratmischungen aus Torf, Kompost, Rindenhumus und tonig-lehmige Gartenböden, unabhängig davon, ob selbst hergestellt oder gekauft.

 Die optische Gestaltung eines Obst- und Gemüsegartens auf dem Balkon erfordert Kreativität und ein wenig Freude am Experimentieren. Die Nutzpflanzen sollten immer mit bunten Kräutern und einigen Sommerblumen ergänzt werden, z.B. schöne Blütenpflanzen mit bunten Blattgemüsen und aromatischen Kräutern. Um den knappen Platz auf dem Balkon voll auszuschöpfen, sollten alle Ebenen genutzt werden, z.B. die Hauswand als Rankspalier für kletternde Pflanzen oder Spalierobst, die Decke für Hängeampeln, Balkonbrüstung und den Boden für Blumenkästen und Schalen. Vergessen wir aber nicht die Sitzgelegenheiten mit einem kleinen Tisch, damit wir während unseres Feierabends diese Idylle stilvoll mit Kaffee und Kuchen, einem Glas Rotwein oder bei einer zünftigen Brotzeit genießen können, umgeben von Obst, Beerenpflanzen, Gemüse, Kräutern und einer Vielfalt an bunt blühenden Blumen. Die Zusammenstellung sollte individuell nach den Vorstellungen des Besitzers oder Bewohners sein. Sein eigenes kleines Paradies über den Köpfen der anderen.

Clemens JobstKreisfachberaterfür Obst- und Gartenbau

Blumenschmuck ist immer noch die gängigste Art der Balkonverzierung. Dabei können Balkone auch bestens verwendet werden, um Gemüse und Kräuter anzupflanzen.  − F.: Landesverband Gartenbau

Blumenschmuck ist immer noch die gängigste Art der Balkonverzierung. Dabei können Balkone auch bestens verwendet werden, um Gemüse und Kräuter anzupflanzen.  − F.: Landesverband Gartenbau

 

29.6.2012
DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp
Unbezahlbare Helfer im Garten
Des Gartlers Graus sind die vielfältigen Schädlinge, die im Garten ihr Unwesen treiben, blühende
Pflanzen unansehnlich, Obst und Gemüse ungenießbar machen und auch sonst uns Gartenliebhabern auf
die Nerven gehen. Aber auf der anderen Seite gibt es auch unzählige Nützlinge, die uns bei der
Bekämpfung der Schädlinge unterstützen. Das Gesetz der Natur, fressen und gefressen werden, gilt
auch im Garten, und so sind die Schädlinge auf der Speisekarte vieler nützlicher Helfer.

 Die bekanntesten Helfer sind vor allem die Singvögel, die durch die Futtersuche für ihre Jungbrut
die Schädlingspopulation erheblich reduzieren. Mehrere Kilo Raupen, Blattläuse, Spinnmilben und
Eier von Schädlingen verfüttern Vogeleltern während der Brutzeit an ihren Nachwuchs. Wichtig ist,
dass die Singvögel Nistmöglichkeiten in den Gärten finden. Nistplatz und Futterplatz ist für die
Vogeleltern meist eins, damit sie rasch genügend Nahrung für ihre Jungen heranschaffen können.

 Weitere Helfer sind zahlreiche Insektenarten wie Marienkäfer, Florfliegen, Schwebfliegen,
Ohrwürmer, Schlupfwespen und viele mehr, die mit großem Appetit die Gärten von Schädlingen
säubern. Oftmals werden Nützlinge auch mit den Hui- und Pfui-Viechern verwechselt, mit denen vor
allem die Erwachsenen ihre Probleme haben. Man denke hier an die verschiedenen heimischen
Spinnenarten, die, obwohl sie winzig klein sind, manche Gartenbesitzer in Panik versetzen. Auch
die Schwebfliegen werden oftmals mit Wespen verwechselt, haben aber keinen Stachel und sind völlig
harmlos. Der bekannteste und beliebteste Nützling ist der Marienkäfer, der am Tag 100 bis 150
Blattläuse vertilgt. Noch gefräßiger sind seine Larven, die in den drei Wochen bis zu ihrer
Verpuppung bis zu 600 Läuse verzehren.

 Je natürlicher der Garten gestaltet ist, um so mehr fühlen sich die Nützlinge in ihrem Garten
wohl und werden ihn als ihre neue Heimat annehmen. Die fleißigen Tiere benötigen Verstecke,
Nistplätze und Überwinterungsmöglichkeiten in Form von freiwachsenden Hecken, Bäume, Steinmauern,
Laubhaufen, Totholz als Strauchschnitthaufen und eventuell noch eine Wasserfläche, die vor allem
Libellen anlocken. Diese Flugkünstler sind nicht nur hungrige Schädlingsräuber, sondern entzücken
uns Gartenfreunde auch durch ihre Flugakrobatik. Je mehr Unterschlüpfe wir bieten, umso mehr
Gartennützlinge in Form von Insekten und Säugetiere werden sich bei uns wohl fühlen. Dazu gehören
auch Igel, die die Schnecken auf ihrem Speiseplan haben, und Fledermäuse, die das Vorkommen
nachtaktiver Insekten wie Nachtfalter, Mücken und Schnaken eindämmen.

 Vielerorts werden von Vereinen und Organisationen auf öffentlichen Flächen, Streuobstanlagen und
Schulgärten sogenannte Insektenhotels aufgestellt, die als Wohnung für die verschiedensten
Insekten fungieren. Ein solches Hotel bereichert auch den eigenen Garten und ist zugleich
lehrreich für Erwachsene, Kinder und Enkelkinder. Das gemeinsame Basteln eines Insektenhotels ist
nicht nur ein Erfolgserlebnis für Groß und Klein, sondern fördert auch das Wissen über die
Zusammenhänge von Nützlingen und Schädlingen. Insektenhotels sind auch im Handel erhältlich.

 Das Vorhandensein von zahlreichen Gartennützlingen macht oft den Einsatz von künstlichen
Pflanzenschutzmitteln überflüssig. Die Gartennützlinge helfen uns, dass sich Schädlinge nicht zu
stark vermehren. Jeder Einsatz von Pflanzenschutzmittel kann natürlich auch den willkommenen
Insekten und Tieren schaden. Deshalb sollte man immer prüfen, ob sich nützliche Helfer im Garten
aufhalten. Ein gewisser Bestand an Schädlingen sollte auch akzeptiert werden, da sie zum
Gleichgewicht in der Natur beitragen und ein Bestandteil der Nahrungskette vieler Tierarten sind.

Clemens JobstKreisfachberaterfür Obst- und Gartenbau

Insektenhotels bieten Nützlingen Unterschlupf und sind deshalb eine Bereicherung im Garten.  − 
Foto: Jobst

 

DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp | 06.07.2012
Homöopathie für die Pflanzen
Auch im eigenen Garten setzen viele Gartenfreunde auf Natürlichkeit: Das Thema "Homöopathie bei Pflanzen" ist noch recht neu, der Grundgedanke stammt allerdings aus dem 18. Jahrhundert.

 Im Gegensatz zur Alternativmedizin für den Menschen, wo der Leitspruch "Ähnliches soll durch Ähnliches geheilt werden" heißt, werden bei den homöopathischen Elixieren für die Pflanzen nur pflanzliche und mineralische Bestandteile, stark verdünnt mit Wasser, verwendet. Diese Mittel sind unbedenklich für Mensch, Tiere, Pflanzen und für die Umwelt. In homöopathischen Mitteln dürfen weder Pflanzenschutzmittel noch Düngerzusätze enthalten sein. Sie dienen ausschließlich der Pflanzenstärkung, was eine geringere Anfälligkeit gegenüber Krankheiten und Schädlingen zur Folge hat und verbessert die Bodenstruktur durch Förderung der Mikroorganismen. Durch das verbesserte Wurzelwachstum werden die Pflanzen optimaler versorgt und somit wieder robuster gegenüber negativen Einflüssen. Die homöopathischen Inhaltsstoffe werden von den Pflanzen sowohl über die Wurzeln als auch über die Blätter aufgenommen. Da diese Elixiere das Bodenleben positiv beeinflussen, ist ihre Wirkung beim Gießen am besten. Nur bei Orchideen sollte man direkt auf das Blatt sprühen, da sie nur wenig Wasser benötigen. Homöopathische Elixiere gibt es als Allroundmittel für alle Pflanzen aber auch spezielle Mittel für bestimmte Pflanzenarten im Haus und Garten.

 Ein ähnliches, bereits bekanntes und auch von den Gartlern oftmals angewendetes Verfahren ist das Gießen von selbst hergestellten Spritzbrühen aus Kräutern wie die Brennnesseljauche und Brennnesseldung, was man anfänglich irrtümlicherweise zur Bekämpfung von Blattläusen verwendete. Sie dient aber ausschließlich zur Stärkung der Pflanzen. Nur die ätherischen Öle des Lavendel sollen Schädlinge fernhalten. Deshalb sollte man bei Rosenpflanzungen Lavendel dazwischen pflanzen.

 Zusammenfassend kann man sagen, dass homöopathische Elixiere die Gesundheit der Pflanzen unterstützen, aber kein Ersatz für notwendige Düngergaben sind. Sie stärken die pflanzeneigenen Abwehrstoffe. Zusätzlich sorgt eine ausgewogene, den Bedürfnissen der Pflanze angepasste Düngung für ein optimales Gedeihen.

 Allerdings: Der Erfolg der homöopathischen Therapie ist wissenschaftlich nicht nachgewiesen. Sie gilt als alternative Methode im Gartenbau, die von vielen biologisch wirtschaftenden Gartenbaubetrieben schon seit 20 Jahren angewendet wird, mit dem Erfolg, dass die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln deutlich reduziert werden konnte. Eine alternative Methode, die von manchen Menschen abgelehnt wird, während andere darauf schwören. Sie ist es aber wert, einfach ausprobiert zu werden.

Clemens JobstKreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege

Homöopathische Gaben können die Abwehrkräfte von Pflanzen stärken.  − Foto: Jobst

 


13.7.2012
DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp | 13.07.2012
Es muss nicht immer grün sein

Kiesgärten liegen im Trend, passen aber nicht in jede Umgebung

Die Verwendung von Kies in den Gärten liegt im Trend. Vordergründig wegen des geringeren Pflegeaufwandes, was allerdings nur bedingt den Tatsachen entspricht. Gerne wird die japanische Gartenkultur kopiert und deren Bedeutung für die geistige Einkehr herausgestellt. Japanische Meditationsgärten haben eine Jahrtausende alte Tradition in einem fremdländischen Kulturkreis. Flächen aus Sand und Kies symbolisieren Bäche, Flüsse, Seen und das Meer. Große Steine bilden das Gebirge, die Quelle des Wassers, des Lebens oder auch Inseln im Meer. Wenige aber ausgesuchte und meist in Formen geschnittene Gehölze geben den Rahmen für ein Landschaftsbild.

 Beth Chatto, die englische Gartenkönigin, hat durch ihre Veröffentlichungen dem Kiesgarten zu einem Aufschwung verholfen. Ihr aber ging es nicht um den Pflegeaufwand, sondern darum, durch entsprechende Pflanzenauswahl extrem trockene Bodensituationen wie steile Böschungen intensiv zu begrünen und durch eine Vielzahl an blühenden Stauden auch dort farbenprächtige Oasen zu schaffen. Ihr Schwerpunkt ist die Auswahl der Pflanzen, nicht die Kiesfläche. Diese ist obendrein bereits vorhanden ist und wird nicht erst geschaffen.

 Der ideale Standort für Kiesgärten sind trockene und besonnte Stellen, auf denen von Natur aus wenig wächst, wie unter dem Dachüberstand eines Hauses. Auch der Uferbereich an einem Teich ist geeignet; hier lässt sich gut ein Flussbett nachahmen. Nicht geeignet sind Standorte auf schweren, undurchlässigen Böden und sehr feuchte Lagen. Auch im Bereich von Bäumen und Großsträuchern macht wegen der herabfallenden Blätter und Nadeln eine Kiesfläche keinen Sinn, da einerseits das Entfernen des Falllaubes einen erhöhten Arbeitsaufwand bedeutet, andererseits durch den Schattenwurf der Gehölze die typischen sonnenhungrigen Stauden nicht verwendet werden können.

 Bei der Anlage eines Kiesgartens werden die obersten 30 Zentimeter ausgebaut und die Fläche entsprechend modelliert. Der Aushub sollte möglichst frei von Wurzelunkräutern sein und muss mit entsprechenden Materialien wie Sand, grobem Splitt oder Schotter abgemagert werden. Dieses Substrat baut man bis 10 Zentimeter unter fertiger Höhe wieder ein. Darüber kann man ein Geo-Vlies ausbreiten, das die Vermischung der Bodensubstrate verhindern soll. Über dieses Vlies bringt man dann Kies in den verschiedenen Körnungen und größere Steine.

 Das Wichtigste ist die Verwendung der richtigen Pflanzen, lichthungrige, hitze- und trockenheitsverträgliche Pflanzen, die sich in einem mageren, trockenen und durchlässigen Boden wohlfühlen. Die Auswahl reicht von mediterranen Gehölzen und Duftsträuchern (Tamariske, Lavendel, Steppensalbei, Thymian, Mauerpfeffer) über Gräserarten und Sukkulenten (Fette Henne) bis zu heimischen Pionierpflanzen (Ginster, Wacholder, Königskerze). Bei der Pflanzung wird das Vlies kreuzförmig eingeschnitten, damit die Wurzeln in den Untergrund gelangen.

 Bei richtiger Anlage und Bepflanzung benötigen Kiesgärten im eingewachsenen Zustand wenig Pflege. Die trockenheitsliebenden Pflanzen müssen nur bei lang andauernden Trockenzeiten bewässert werden. Düngergaben sind nur wenig, aber gezielt nötigt. Trotz des Vlieses kann es durch Windeintrag von feinen Humusteilchen, Laub und anderen organischen Materialien und durch Samenflug nach einigen Jahren auch zu Unkrautwuchs gelangen.

Clemens JobstKreisfachberaterfür Obst- und Gartenbau

Ausgefallen, aber für die ländliche Region unpassend: Kiesflächen anzulegen sollte wohlüberlegt werden.  − F.: Jobst

 

20.7.2012
DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp
Gärten: Sorgenkinder während der Urlaubszeit

Einfache Vorsorge erhält Pflanzen auch über längere Zeit
Der eigene Garten ist mittlerweile des Deutschen liebstes Kind und hat sogar das Auto auf den zweiten Rang verbannt. Nur einmal im Jahr wird der eigene Garten zum Sorgenkind, immer dann, wenn der lang ersehnte Urlaub ansteht.

 Viele Gartenbesitzer haben fleißige Nachbarn oder Bekannte, die während des zweiwöchigen Urlaubs nach dem Rechten sehen, Briefkästen leeren und auch Blumen gießen. Aber wer kümmert sich um die Blumentöpfe auf Fensterbrettern, Balkonen, auf der Terrasse am und um das Haus herum, um den Gemüsegarten und die Kulturen im Gewächshaus, um die Blumen- und Rosenbeete, einfach um den Garten? Für manche ein unlösbares Problem, was sie auch davon abhält, einen längeren Urlaub fern von zu Hause zu unternehmen.

 Wegen dem Garten sollte man sich aber nicht den verdienten Urlaub vermiesen lassen. Im Handel gibt es automatische oder computergesteuerte Bewässerungsanlagen, mit denen man Blumenkästen, Gemüsebeete und kleinere Gewächshausflächen optimal bewässern kann. Eine etwas einfachere Lösung sind Balkonkästen und Pflanzgefäße mit eingebautem Wasserreservoir, bei denen man auch bei großer Hitze nicht täglich gießen muss. Hilfreich ist auch das Mulchen mit gehäckselter Rinde, Rasenschnitt oder Rindenmulch gerade auf Gemüsebeeten und Blumenbeeten mit offener Erde. Die Mulchschicht verhindert einerseits, dass der Boden durch die Sonneneinstrahlung schnell austrocknet, andererseits unterbindet sie auch das schnelle Wachstum von Unkräutern. Ist bereits vor Urlaubsantritt eine Schönwetterperiode, die noch länger anhält, sollte man Flächen wie Gemüsegarten, Rasen, kleinere Obstbäume, Beerensträucher und Blumen- und Staudenflächen tiefgründig wässern, so dass bis in eine Tiefe von mindestens 20 Zentimeter der Boden noch feucht ist. Dies bedeutet, dass bei einem Gießvorgang pro Quadratmeter mindestens zwischen 10 und 20 Liter Wasser kommen muss. Eine Arbeit für den Gartenberegner, der allerdings den Wasserzähler im Haus belastet. Aber der Garten ist fit für eine längere Zeit und der Nachbar ist entlastet.

 Da nicht nur das Urlaubsziel meist seit langem geplant ist, sondern auch die Urlaubszeit, kann man sich bei dem notwendigen Düngen, vor allem der Rasenflächen, entsprechend darauf einstellen. Möglichst vier Wochen vor Reisebeginn sollte man keine Rasendüngung vornehmen, lieber nach dem Urlaub einplanen. Nach einer Düngung nimmt das Wachstum des Rasens zu, bildet mehr Masse aus, zu dem allerdings auch ein erhöhtes Wasserangebot nötig ist. Ist der Nährstoffschub abgeklungen, kann der Rasen besser mit seinem Wasservorrat wirtschaften und wächst auch nicht mehr so schnell.

 Bei der Verwendung von heimischen und vor allem standortgerechten Pflanzen spielt das Wetter auf die Dauer einer Urlaubszeit keine Rolle. Fremdländische und vor allem standortfremde Pflanzen haben eher ein Problem mit längeren Trockenzeiten. So sollte man Trockenstandorte wie Kiesstreifen unter dem Dachüberstand mit trockenheitsresistenten Gehölzen und Stauden bepflanzen, die zwar nach einer längeren Trockenphase die Blätter einrollen oder herabhängen lassen, dies aber unbeschadet überstehen und nach einmaligem Gießen die Blätter wieder aufrichten. Flächige Bepflanzungen vertragen Trockenperioden auch besser wie Solitärpflanzungen. Die Pflanzen im Verbund unterstützen sich gegenseitig, beschatten sich untereinander und die Sonnenstrahlen können den Boden nicht austrocknen.

Clemens JobstKreisfachberaterfür Obst- und Gartenbau

Mit simplen Maßnahmen wie Rindenmulch hält sich die Gartenerde auch über den Urlaub hinweg feucht.  − F.: Verband


DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp | 27.07.2012
Bodendecker als Bereicherung

Mulchen von älteren Stauden bringt keinen Vorteil
In den vergangenen Jahren hat die Verwendung von gehäckselter Rinde, Rindenmulch und auch Kies als Mulchschichten in den Gärten erheblich zugenommen. Das Mulchen von neuen Stauden- und Gehölzpflanzungen hat vor allem den Sinn, den Boden zu beschatten, ihn vor dem Austrocknen zu schützen, den Unkrautwuchs zu hemmen und der Pflanze einen guten Start zu geben. Geeignet dafür sind gehäckselte Rinde und Rindenmulch. Kiesabdeckungen heizen sich bei der sommerlichen Sonneneinstrahlung zu sehr auf, die abgehende Strahlungswärme kann die Pflanzen schädigen.

 Allerdings sieht man auch bei älteren Strauchpflanzungen oftmals den Boden fein säuberlich gemulcht, was für keinen Vorteil bringt, sondern meist aus einem falschen Ordnungs- und Sauberkeitssinn resultiert. Diese Flächen, die durch die darauf stehenden Gehölze beschattet werden, sind ein Standort für niedrige Pflanzenarten, die nur hier richtig gut gedeihen. Solche Stauden oder niedrigen Gehölze flächig verwendet sind die besten Bodendecker, die einerseits den Boden schützen und andererseits mehr Leben in eine Gehölzfläche bringen. Die Gärten eingrünenden Gehölzstreifen sind vergleichbar mit natürlich gewachsenen Waldrändern, die sich in drei Zonen aufbauen, die Krautzone, die Strauch- und die Baumzone.

 Die Krautzone zeichnet sich vor allem in lockeren Mischwäldern durch Frühjahrsblüher wie das Leberblümchen, Waldvergißmeinnicht und das Schneeglöckchen sowie Farne und Moose, Beerenpflanzen und viele andere Stauden aus. Sobald man den Boden einer geschlossenen Gehölzfläche unbearbeitet lässt, werden einige Wildstauden durch Wind- und Vogeleintrag von alleine wachsen.

 Man kann natürlich durch Pflanzung verschiedener schattenliebender Stauden den Vorgang beschleunigen. Eignen würden sich außer den genannten verschiedene Asterarten, das Pfennigkraut, die kriechende Golderdbeere, Waldsteinia, kleeblättriges Schaumkraut, europäische Haselwurz, Elfenblume, Goldnessel, Waldgeißblatt, verschiedene Funkienarten, Johanniskraut und verschiedene Primelarten. Am Rande einer Hecke wäre die Auswahl fast unbegrenzt, weil hier alle Stauden für den Halbschatten mit verwendet werden können.

 Ein buntes Blütenmeer während der ganzen Vegetationszeit würde die Rasenfläche von den Sträuchern der Hecke abgrenzen, den Garten lebendiger, natürlicher und erlebnisreicher machen. Solch gestaltete Flächen sind auch pflegeleichter, da weder Mulch aufgebracht, noch gehackt, gejätet oder gedüngt werden muss. Unliebsame Wildkräuter haben keine Chance und wenn doch, sind sie auf Grund der Pflanzenvielfalt nicht zu sehen. Im Spätherbst können die Stauden mit einem hochgestellten Rasenmäher abgemäht werden. Das zerhackte Mähgut bleibt zum Teil liegen, schützt den Boden und bringt Nährstoffe ein.

 Eine Krautschicht hat gegenüber Mulchschichten noch weitere Vorteile. Durch die vermehrte Blattmasse wird zwar wenig aber immerhin Sauerstoff erzeugt und die Luft gereinigt. Vor allem für die heimische Tierwelt ist es eine Aufwertung. Hier finden sie alles, was sie in gemulchten Böden vermissen. Käfer, Würmer, kleine Nagetiere, Eidechsen und Igel haben hier ihren Unterschlupf, für Singvögel ist es ein Futterplatz. Eine Fläche, die lebt, Leben unterstützt und einen Beitrag für Natur- und Umweltschutz leistet.

Clemens JobstKreisfachberaterfür Obst- und Gartenbau
Nicht jeder Quadratzentimeter im Garten muss gemulcht werden. Kleintiere etwa finden unter Bodendeckern ideal Schutz.  − Foto: Jobst

Nicht jeder Quadratzentimeter im Garten muss gemulcht werden. Kleintiere etwa finden unter Bodendeckern ideal Schutz.  − Foto: Jobst

 

DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp | 03.08.2012
Die Weinrebe: Symbol für Romantik und Gemütlichkeit
Keine andere Pflanze verkörpert Ruhe, Beschaulichkeit, Romantik und auch Geselligkeit so sehr wie die Weinrebe. Gemütlich in einem Weinberg sitzen, zu zweit oder mit Freunden an einem Tisch, ein Glas Wein in der Hand und eine kleine Brotzeitplatte vor sich, so stellen sich manche die ultimative Erholung vor, und auch viele Urlaubsregionen werben mit solchen Bildern. Warum davon nur träumen, wenn man im eigenen Garten mit einigen Ideen und wenig Aufwand eine solche weinselige Atmosphäre schaffen kann.

 Die klimatischen Verhältnisse im Landkreis Altötting sind für den Anbau von Wein für den Erwerbsanbau nicht gegeben, allerdings für den Hobbybereich ausreichend. Die Weinrebe gedeiht an klimatisch geschützten Stellen auch bei uns, bringt allerdings nicht den Ertrag und auch nicht die Fruchtqualität, um hochwertigen Wein erzeugen zu können, mit dem man sich auf dem Markt behaupten könnte. Der private Gartenbesitzer hat aber nicht die Zwänge, Qualität und Quantität zu erhalten, sondern er will mit den Weinreben einen gemütlichen Sitzbereich im Freien schaffen. Und wenn er zusätzlich noch schmackhafte Trauben zum Verzehr ernten kann, hat er sein Ziel erreicht. Mit Weinreben kann man das eigene Wohnumfeld mit geringem Aufwand ästhetisch und auch ökologisch aufwerten. Geschützte kahle und eintönige Fassaden werden durch die Berankung mit Weinreben ansprechender und auch ein Sitzplatz unter einer Pergola profitiert von der Ausstrahlung von Weinreben.

 Die Herkunft des europäischen Weinstockes (Vitis vinifera) soll in Armenien gewesen sein. Geschichtlich fundiert ist, dass während der römischen Herrschaft Weinreben bis an die nördlichen Grenzen von Europa angesiedelt wurden. An den Hängen der Donau nähe Regensburg wird immer noch Wein angebaut und auch erzeugt. Siedlungs- und Hofnamen wie Weingarten zeugen davon, dass während der Besiedelung auch im Holzland Wein angebaut wurde. Weinreben bevorzugen nährstoffreichen, warmen und durchlässigen Boden, kommen aber auch auf armen Kies-, Gesteins- und Sandböden zurecht. Nasse Böden sind aber ungeeignet. Ein warmes und mildes Klima mit begrenzten Niederschlägen zeichnet ein Weinbauklima aus. Viele Weinreben gedeihen aber auch in schlechteren klimatischen Verhältnissen, wenn sie geschützt als Spalier an Südwänden oder im Innenhof gepflanzt werden.

 Die Weinreben brauchen etwas Pflege. Durch einen regelmäßigen Schnitt werden die Weinstöcke nicht nur am Spalier oder an der Pergola gezogen, sondern auch für lange Jahre ertragsfähig gehalten. Durch eine mit dem Boden abgestimmte Düngung kann man den Nährstoffbedarf der Pflanze abdecken.

 Mit dem Begriff Weinreben assoziiert man in erster Linie wohlschmeckende erfrischende Früchte und stimmungsvolle Getränke. In der mediterranen Küche werden aber auch Weinblätter zum Einwickeln von Speisen, Schafskäse, gekochtem Reis und vielem mehr verwendet. Am wenigsten denkt man daran, dass die verschiedenen Pflanzenteile auch in der Heilkunde verwendet werden. Die Blätter haben heilende Wirkung bei Rheuma, Geschwüren, Ekzemen, eiternden Wunden, Hautunreinheiten und vielem mehr. Die Blüten sind Nerven stärkend. Reife Trauben helfen bei Leberleiden, Verstopfungen, Fettleibigkeit und sind blutbildend, aufbauend und blutreinigend.

 Was ist entspannender, als im eigenen Garten in einer lauen Sommernacht in der Pergola mit guten Freunden einen Blauen Spät-Burgunder aus Franken zu genießen, gut beschirmt von Gelben Muskateller-Trauben, die auf einen herunterhängen.

Clemens JobstKreisfachberaterfür Obst- und Gartenbau

Weinreben bilden den Rahmen für einen gemütlichen Freisitz.  − Foto: Jobst

DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp | 10.08.2012
Sitzplätze im Freien
Was früher die Hausbank war, die nahe des Einganges stand und auf der man nach getaner Arbeit abends den Tag ausklingen ließ, ist jetzt die Terrasse, meist südseitig im Anschluss des Hauses, mehr oder weniger rechteckig, beschirmt durch eine Markise oder überbaut als Wintergarten. Diese Situation, ursprünglich auch so geplant, erzeugt ein ganz bestimmtes Flair. Das Haus schützend im Rücken, ist man eigentlich ein Teil des Hauses und der Blick in den Garten ist wie der Blick auf eine Kulisse.

 Anders ist es mit Sitzplätzen im Garten. Man ist vom Haus weg, sitzt innerhalb von Rasen- und Pflanzflächen und hat den Blick frei auf den Garten und auf das eigene Haus, was wiederum das Gefühl in einem erweckt, ein Teil des Gartens und der Natur zu sein. Während früher die einfache Holzbank unter einem Baum diese Aufgabe erfüllte, sind jetzt dem Gartenbesitzer in seinen Ideen keine Grenzen gesetzt. Während die Terrasse, der Freisitz und der Wintergarten am Haus größenmäßig meist so ausgerichtet sind, dass auch Gäste Platz finden, sind die Sitzbereiche im Garten nur für die eigene Familie gedacht. Die Sitzbereiche am Haus werden auch bei der Planung und beim Bau des Hauses mit einbezogen, die Sitzplätze im Garten entstehen in der Regel erst, nachdem man den Garten schon einige Zeit genutzt hat und die eingrünende Bepflanzung eine räumliche Gliederung ergibt.

 Man weiß dann, wo man sich zu bestimmten Tageszeiten am wohlsten fühlt, und dort kann man einen Sitzplatz errichten. Meist reicht eine kleine, mit Natursteinmaterial befestigte Fläche, evtl. zur Pflanzfläche hin mit einer niederen Steinmauer abgegrenzt, die einen beschützenden Hintergrund bildet, auf der ein kleiner wetterfester Tisch mit Stühlen steht. Oder an einem passenden Garteneck ein offener Pavillon aus Holz oder Stahl, an dessen Stützen sich Rosen, Clematis und andere Kletterpflanzen hochranken und dadurch eine romantische Idylle schaffen.

 Möglichkeiten gibt es viele. Man muss nicht die Gartenromantik der Pilcherfilme im Fernsehen ansehen, man kann sie im eigenen Garten erleben. Aber Vorsicht, nicht des Guten zu viel. In den Bau- und Gartenmärkten ist das Angebot für Materialien, Steine, Pflaster, Mauern, Tisch-, Bank- und Stuhlkombinationen, Beigaben wie Gartenleuchten und jeglicher Zierrat so vielfältig, dass die Grenze von einer tollen, dem Umfeld angepassten Gartengestaltung zum Kitschgarten schnell überschritten ist. Nicht alles, was man kaufen kann, passt in unsere Gärten.

 Mit Sitzflächen im Garten setzt man Akzente, die gleichzeitig die Aufgabe erfüllen, seinen Garten intensiv bewohnen und nutzen zu können. Der Hauptakteur des Gartens ist aber die Pflanzenwelt, die wir irgendwann erschaffen, gepflanzt haben. Sie bildet den Rahmen und bringt Leben in den Garten. Vorsicht ist auch geboten, den Garten zu sehr zu stylen, ihn wie ein Präsentationszimmer zu gestalten. Anschauen, aber nicht anfassen. Ein Garten soll leben, er soll eine gewisse Natürlichkeit ausstrahlen. Er ist ja auch ein Teil der Natur.

Clemens JobstKreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege

Im Sommer im eigenen Garten im Freien zu sitzen, ist ein Vergnügen − vor allem wenn der Platz schön gestaltet ist.  − Foto: Jobst

 

17.8.2012
DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp
Die (Un)gefährlichkeit von Giftpflanzen
In unseren Gärten, in öffentlichen Anlagen, aber vor allem auch in der freien Natur begegnen wir täglich und auf Schritt und Tritt Pflanzen, die für den menschlichen Verzehr nicht geeignet sind und zu mehr oder weniger schweren Vergiftungserscheinungen führen könnten. Im Allgemeinen leben wir damit recht gut, denken auch nicht daran. Erst wenn Vergiftungen bekannt werden, vor allem bei Kindern, oder vor bestimmten Giftpflanzen in den Medien gewarnt wird, wächst die Unsicherheit und Angst.
Beete der Schulkinder und der "Harter Gartenpiraten": Hier lernen die Kinder den richtigen Umgang mit den Pflanzen und mit der Natur.  − Foto: Jobst

Beete der Schulkinder und der "Harter Gartenpiraten": Hier lernen die Kinder den richtigen Umgang mit den Pflanzen und mit der Natur.  − Foto: Jobst


 Neben den Kulturpflanzen, die unseren Speiseplan in jeder Hinsicht bereichern, gibt es eine Vielzahl von Pflanzen, deren Bestandteile, Blüten, Beeren, Blätter, Stengeln und Wurzeln für den Menschen giftig sind. Bei wenigen Pflanzen reichen kleine Mengen aus, die zum Tod führen können. In regelmäßigen Abständen zeigt das Fernsehen Kriminalfilme, in denen das Mordopfer durch das Gift der Digitalis (Fingerhut) getötet wurde. Eine Pflanze, die nicht nur in freier Natur vorkommt, sondern auch in unseren Gärten sich großer Beliebtheit erfreut. Ähnlich gefährlich sind die Blätter der Herbstzeitlose, die manchmal mit den Blättern des Bärlauches verwechselt wird. Wir haben in unseren Gärten viele giftige Pflanzen, wie den Seidelbast, den Rhododendron, den Goldregen, die Scheinzypresse und die Thujen, die als Formhecke so manche Gärten einfrieden. Auch Nutzpflanzen können im rohen Zustand dem Menschen schaden, wie die grünen Bohnen oder die Holunderbeeren. Sie müssen erst verkocht werden, damit sie genießbar sind.

 Einige wenige Pflanzen lösen bei Hautkontakt Vergiftungen, z.B. der Giftefeu, oder schwere Verbrennungen, wie die Herkulesstaude (Heracleum sphondylum), aus. Der feine Samen der beifußblättrigen Ambrosia kann bei Allergikern zu unangenehmen Reaktionen führen.

 Amtliche Listen über giftige Pflanzen sollen die Bevölkerung aufklären und für Planer eine Entscheidungshilfe sein. Allerdings reicht es nicht, alle in der Liste aufgeführten Pflanzen als giftig zu verurteilen und sie möglichst aus dem täglichen Leben zu streichen, sondern man sollte bei jeder dieser Pflanzen genauer hinterfragen, die Höhe der Toxität, Art der Giftigkeit, was ist giftig und kommt man in Versuchung, diese giftigen Teile zu sich zu nehmen. Das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin, Berlin, hat zusammen mit dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Bonn, im Jahre 2000 eine Liste giftiger Pflanzen erstellt, in der auch als schwach giftig die verschiedenen Eichen aufgeführt sind.

 Im Internet bei Botanikus ist nachzulesen, "dass Eichen in der Rinde, den Blättern und Eicheln den Wirkstoff Tannin enthalten, aber für Menschen nicht giftig sind. Allerdings kann zu hoch dosierter Tee aus der Rinde bei empfindlichen Menschen unter Umständen zu Magenbeschwerden führen". Obwohl bei der Art der Giftigkeit eine Gefährdung für Menschen eigentlich auszuschließen ist, hat es dazu geführt, dass in manchen Gemeinden bei der Aufstellung von Bebauungsplänen die Eiche aus der Liste der Bäume, die gepflanzt werden sollen und dürfen, herausgenommen wurde. Die Eichen sind eine der ältesten Natur- und Kulturgüter der Menschen in Mitteleuropa. Bei unseren Vorfahren war die Eiche heilig, in ihnen wohnten unsere Götter, jetzt wird sie verpönt. Wenn auch auf dem Speiseplan des Urmenschen das Kauen von Baumrinde stand, Bericht des Alt-Neuöttinger Anzeigers, wird der moderne Mensch schon aus Ekel oder Angst vor Beschädigung seiner teuren Zähne diese veraltete Ernährungsmethode kaum ausprobieren.

 Pflanzen jeglicher Art, also auch Giftpflanzen, begleiten uns beim Wandern in der freien Landschaft, am Badesee und überall in der Natur. So dass es auch keinen Sinn macht, sie gänzlich aus den Gärten und Siedlungen zu verbannen. Auf lebensgefährlich giftige Pflanzen und auf Pflanzen, die vor allem mit ihren giftigen Beeren die Kinder zum Naschen verleiten, sollte man verzichten. Ansonsten wäre eine umfangreiche Aufklärung der Kinder durch Eltern und Erzieher über die Genießbarkeit von Pflanzen dauerhaft der sichere Weg. Dies bedeutet aber, dass sich auch die Erwachsenen mehr mit den Pflanzen, deren Bedürfnisse und Eigenheiten auseinandersetzen müssten.

Clemens JobstKreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege

 

DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp | 24.08.2012
Cottage- statt Bauerngarten
Die Pilcher-Filme werden vor allem wegen der schönen englischen Landschaftsaufnahmen, den romantischen Dörfern und den lieblichen Häusern mit ihren Gärten so gerne gesehen. Aber was macht einen Cottage-Garten so interessant? Er ist eine Symbiose von fast verschwenderischer Pflanzenverwendung mit romantischen, meist älteren Häusern.

 Der deutsche Bauerngarten ist ein Nutzgarten aus Gemüse, Kräutern, Beerensträuchern und Obstbäumen, oftmals geometrisch streng gegliedert, von kreuzförmig angelegten Wegen durchzogen. Die gartenvernarrten Briten haben den klassischen Bauerngarten zum Cottage-Garten umgewandelt und somit einen idyllischen Wohngarten mit Nutzwert erschaffen. Sein Erfolgsrezept liegt daran, dass das Wohnhaus ein Teil des Gartens ist, eingebettet in eine vielfältige Pflanzenwelt, beschützt durch Bäume und umrandet von Sträuchern und Hecken. Das Haus selbst wird durch Spaliere, Kletterpflanzen und Blumenschmuck verschönert. Blumenrabatten, Staudenpflanzungen und Rosenbeete führen zum Haus oder gliedern den Garten mit Hilfe von Rankgerüsten, Pergolen und Rosenbögen in grüne Räume. Der Garten wird zum erlebnisreichen Labyrinth, ausgestattet mit Sitzmöglichkeiten, die je nach Tageszeit dem Gartenbesitzer eine optimale Erholungspause ermöglichen. Die verwendeten Materialien sind natürlichen Ursprungs. Gebrannte Ziegel oder ortsübliche Natursteine für Mauern und Treppen, die durch eine lebende Kleinflora wie Flechten, Moose und niedrige Polsterstauden Leben erhalten; naturbelassenes Holz für Rankgerüste und Spaliere, die Patina ansetzen dürfen und dadurch ein malerisches Ambiente erzeugen.

 Man hat das Gefühl, dass im Cottage-Garten die Pflanzen das Sagen haben. Ein rein sonniger Garten ohne jeglichen Schatten wird nie die Atmosphäre hervorbringen, wie ein Garten, in dem Licht und Schatten während des Tagelaufes immer neue Bilder hervorrufen. Der Laubbaum hält sein schützendes Blätterdach über einen Teil des Gartens. Klein- und Großsträucher, Wild- und Ziersträucher geben dem Garten seinen Rahmen. Frühjahrsblüher wie Tulpen, Narzissen, Blausternchen, sommer- und herbstblühende Stauden, wie Lupinen, Fingerhut, Schafgarbe, Ziertabak, Stockrosen, Rittersporn, Lilien, Lavendel, Salbei, Phlox und vor allem Rosen bringen Leben und verbreiten zusätzlich betörende Düfte. Die bunten Blumenrabatten und der Blumenschmuck am Haus sind ein unabdingbarer Bestandteil. Während Obstbäume in diesem Pflanzengefüge ihren Platz haben, wird für Salat, Gemüse und Küchenkräuter eine spezielle Nutzecke geschaffen.

 Der Cottage-Garten ist ein geplanter Garten, in dem man den Pflanzen das Recht zuspricht, sich nach ihren Bedürfnissen und Fähigkeiten entfalten zu dürfen und sich im natürlichen Umfeld behaupten zu müssen. Gerade das macht ihn so lebendig und erlebnisreich. Sein Geheimnis ist, dass er nie perfekt wirkt, sondern eher lässig, leger, aber dies auf höchstem Niveau. Einen Garten in dieser Form zu haben, bedeutet auch, ihn sich ein wenig selbst zu überlassen. Die Pflegearbeiten nur auf das Notwendigste zu beschränken. Das gibt uns aber auch die Zeit, ihn genießen zu können.

Clemens JobstKreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege
Perfektes Beispiel für einen typisch britischen Cottage-Garten: das Lady Anne Middleton House in York, Nordengland.  − Foto: Jobst
Perfektes Beispiel für einen typisch britischen Cottage-Garten: das Lady Anne Middleton House in York, Nordengland.  − Foto: Jobst


DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp | 31.08.2012
Symbol der Fruchtbarkeit

Für den Zusammenhalt: In Töging findet jährlich ein Nussbaumfest statt, um den Kontakt zwischen den Siedlungsbewohnern zu fördern.  − Foto: Jobst


Die Walnuss genießt seit alters her in Bayern ein hohes landeskulturelles Ansehen und wird sowohl aus wirtschaftlichen als auch ästhetischen Gründen geschätzt. Kein anderer Baum hatte in der Mythologie unserer Vorfahren diesen hohen Stellenwert. Wenn es auch den Römern zugeschrieben wird, dass sie die Walnuss aus Griechenland nach Deutschland brachten, so wurde sie doch, laut Ausgrabungsfunden in süddeutschen Pfahlbauten, hier schon viel früher kultiviert. Seit über 9000 Jahren wird die Walnuss als Nahrungsmittel genutzt.

 Die Echte Walnuss (Juglans regia) ist ein mittelgroßer sommergrüner Baum, der eine Höhe von etwa 15 bis 25 Meter und ein Alter weit über 150 Jahren, je nach Standort, erreichen kann. Der Baum benötigt ausreichend Standraum, um seine Krone gesund und artgerecht entwickeln zu können. Er bevorzugt lockeren, humusreichen und tiefgründigen Boden mit ausreichender Feuchtigkeit. Der erwünschte pH-Wert soll im Bereich von schwach sauer bis schwach alkalisch (pH 6,5 bis 7,5) liegen, was für viele unserer Böden zutrifft. Nussbäume beginnen mit einem Alter von 10 bis 20 Jahren zu tragen, wobei ein erwachsener, großkroniger Baum bis zu 150 Kilo Nüsse pro Ernte hervorbringen kann.

 Zum einen verrotten die Blätter wegen des hohen Gerbstoffanteiles nur sehr langsam, zum anderen gibt der Baum über seine Wurzeln Hemmstoffe ab, die einen Bewuchs unter seiner Krone erschweren, aber auch lästige Insekten fern halten. Deshalb ist der Platz unter einem Walnussbaum ein idealer Schattensitzplatz, an dem störende Insekten kaum zu finden sind.

 Die wirtschaftliche Bedeutung wurde immer schon hoch eingeschätzt. Die Walnusskerne mit einem Fettanteil von circa 50 Prozent, rund 15 Prozent Eiweiß und etwa 20 Prozent Kohlenhydrate werden nicht nur roh verzehrt, sondern auch zum Backen und Kochen verwendet, zum Schnaps-Brennen, Likör-Ansetzen und fürs Speiseeis. Gerade unter dem Weihnachtsbaum dürfen sie nicht fehlen.

 Mittlerweile werden Walnüsse in großen Plantagen angebaut, wobei in Kalifornien jährlich etwa 300 000 Tonnen geerntet werden, zwei Drittel der Weltproduktion. Extrakte aus der Walnuss werden auch heute noch in der Naturheilkunde verwendet. Sie sollen eine antiseptische, wurmtreibende und blutreinigende Wirkung haben. Die Extrakte werden auch zum Färben von Haaren, Textilien oder das Extrakt aus der Nussbaumrinde als Beizmittel für Holz verwendet. Das Holz spielt je nach Modetrend in der Möbelindustrie, aber auch beim Innenausbau, für Täfelungen und Parkett eine große Rolle.

Unbedingt vor Frost schützen
 Bei der Pflanzung von Walnussbäumen sollte man unbedingt auf Ballen- oder Containerware zurückgreifen. Wegen der Frostempfindlichkeit, vor allem in jungen Jahren, ist eine Frühjahrspflanzung zu bevorzugen. Der Stamm ist durch Umwicklung mit einem Jutetuch zu schützen und Baumpfähle sollten einige Jahre die Standfestigkeit des Baumes unterstützen. Verschiedene Sorten, wie "Esterhazei II", "Auslese Nr. 120", "Jupiter", "Milotai 10", "Ockerwitzer Lange" oder "Weinsberg 1", gewähren eine Verwendung auf verschiedenen Standorten. Nüsse gelten in der Mythologie als Symbol für Fruchtbarkeit und haben somit im Volksglauben eine große Rolle gespielt. Eine gute Nussernte im Herbst wurde als Zeichen gedeutet, dass im kommenden Jahr viele Buben geboren werden. In Oberösterreich warfen heiratsfähige Mädchen Stöcke in die Krone. Blieb der Stock in der Krone hängen, heiratete die Werferin noch im selben Jahr. An den Bauernhöfen pflanzte man gerne die Walnuss in der Nähe von Misthaufen, damit die Fliegen und Insekten vertrieben wurden. Einem römischen Hochzeitsbrauch zufolge warf der Bräutigam Walnüsse unter die Gäste. Ergaben diese beim Aufprall einen hellen Klang, konnte man eine glückliche Ehe erwarten.

 In einer Siedlung in Töging lädt ein Walnussbaum, der auf der Grenze zweier Wohngrundstücke steht, alljährlich die Nachbarschaft zu einem Nussbaumfest ein. In seinem Schatten treffen sich zwanglos die Nachbarn, bringen ihr Essen und die Getränke selber mit, es wird gegrillt, Neuigkeiten erzählt und Meinungen ausgetauscht. Dies fördert den Zusammenhalt und das gegenseitige Verständnis füreinander. Der Nussbaum als Treffpunkt gemeinsamer Kommunikation.

Clemens JobstKreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege

 

GRÜNER DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp | 07.09.2012
Wachsende Beliebtheit

Popularität der Pfirsiche nimmt zu

In China ist der Pfirsich seit 4000 Jahren bekannt und gilt dort als Symbol der Unsterblichkeit. Vor mehr als tausend Jahren wurde der Pfirsich im Mittelmeerraum eingebürgert. Wegen seines saftigen, wohlschmeckenden und erfrischenden Fruchtfleisches nimmt der Anbau in Europa seit Jahrzehnten zu. Auch in den Gärten behauptet der Pfirsich immer mehr seinen Platz, am liebsten als Spalierbaum an einer windgeschützten Südseite des Hauses. Obwohl der Pfirsich nicht zum heimischen Obst zählt, bereichert er die Vielfalt unserer Gärten und trägt als Wandspalier zu einer positiven Grüngestaltung bei.

 Der Pfirsich bevorzugt leichte, sandhaltige Humusböden mit begrenztem Kalkgehalt mit einem ph-Wert von rund 7,0. Die Klimaansprüche sind hoch und er verlangt viel Wärme. Er ist ein Baum, der bis zu acht Meter hoch werden kann und durch seine Zweige auffällt, die auf der Sonnenseite rot sind. An den geraden Langtrieben sitzen schmale, lanzettlich aussehende Laubblätter.

 Pfirsichbäume verkahlen leicht von innen heraus. Sie brauchen somit einen regelmäßigen Rückschnitt, um möglichst lang im Ertragsstadium zu bleiben. Die Blütezeit beginnt bei manchen frühen Sorten und warmen Standorten bereits Ende März bis in den April hinein. Dadurch ist die Blüte durch Spätfröste gefährdet. Weinbauklima ist für den Anbau von Pfirsichen optimal. Die Steinfrucht ist meist kugelig und hat eine Längsfurche. Das saftige und aromatische Fruchtfleisch wird von einer dicken, glatten, meist von einer samtigen Behaarung bedeckten Schale umgeben.

 In erster Linie wird der Pfirsich für den Frischmarkt angebaut. Allerdings müssen die empfindlichen Früchte im harten Zustand geerntet werden, damit sie den Transport unbeschädigt überstehen. Leider reifen die Früchte nicht vollkommen nach, wodurch das Pfirsicharoma nicht so stark ausgeprägt ist. Aromatische und saftreife Pfirsiche lassen sich eigentlich nur im eigenen Garten ernten.

 Extreme Winterfröste, die länger anhalten, schädigen das Wurzelwerk und den Baum. Normale Winterfröste an windgeschützten Lagen halten verschiedene Pfirsichsorten aber leicht aus.

 Eine der bekanntesten Sorten ist Redhaven, ein später Pfirsich mit einer mittelgroßen bis großen, purpurfarbenen Frucht. Das Fruchtfleisch ist zart und saftig, mit einer frischen Säure, wohlschmeckend und gut steinlösend. Andere Sorten, die verwendet werden können, sind Große Mignonne, Kernechter vom Vorgebirge, Mayflower, Proskauer, Rekord aus Alfter, Sieger, South Haven und Starking Delicious. Die meisten Sorten sind selbstfruchtbar. Sie werden durch Wind und Insekten ausreichend befruchtet. Die Nektarine ist eine Mutation des Pfirsichs mit glatter Haut.

 Obwohl der Pfirsich wegen seiner klimatischen Bedürfnisse und seiner Herkunft nicht zu den heimischen Obstarten zählt, kann man ihn bei entsprechenden Bodenverhältnissen und an sonnigen, windgeschützten Mauern problemlos in unserer Gegend pflanzen. Freistehende Pfirsichbäume haben durch Wind und Frost schlechtere Bedingungen. Die Pfirsiche als Spaliere teilen sich Mauern und Wände mit anderen empfindlicheren Obstarten wie Aprikose, Süß- und Sauerkirsche, Birne und Kiwi.

Clemens JobstKreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege
Besonders die Sorte Redhaven eignet sich für den Anbau in mitteleuropäischen Lagen.  − Foto: Jobst
Besonders die Sorte Redhaven eignet sich für den Anbau in mitteleuropäischen Lagen.  − Foto: Jobst

DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp | 14.09.2012
Herbstblühende Stauden verlängern den Sommer

Altweibersommer – die ersten Laubgehölze beginnen sich zu verfärben. Vom Kirschbaum fallen schon die ersten Blätter. Das Laub des wilden Weines fängt an, sich gelb zu verfärben, um bald als purpurrotes Blatt abzufallen und die dritte Jahreszeit einzuläuten. Der Herbst ist aber nicht nur durch die Vielfältigkeit der Blattverfärbungen so bunt, sondern viele Stauden in unseren Gärten beginnen jetzt erst zu blühen. Sie sind dafür verantwortlich, dass unsere Gärten möglichst lang attraktiv wirken. Während die Rosen nur noch vereinzelt Blüten hervorbringen, Rittersporn und Taglilien schon längst verblüht sind, erstrahlen Herbstastern, Margeriten und Chrysanthemen in voller Pracht und erfreuen uns mit üppigen Blüten in den verschiedensten Farben.

 Um auch im Herbst einen farbenfrohen Garten zu bekommen, pflanzt man Prachtspiere, Purpurglöckchen, Erika und Azaleen, Mädchenauge, Phlox, Astern, Fackellilien und Stauden-Sonnenblumen. Die schräge Sonneneinstrahlung taucht vor allem Ziergräser, wie das Lampenputzergras, die Waldschmiele, das Chinaschilf und das Pfeifengras in ein magisches Licht, was ausdrucksvoll die herbstliche Stimmung widerspiegelt. Ähnlich ist es mit den roten Blättern von Bergenien und der orangefarbenen Gold-Wolfsmilch, die erst durch das Herbstlicht besonders leuchten.

 Aber auch Blumenzwiebeln können im Herbst den Gartenbesitzer durch ihre Blüten erfreuen. Herbstblühende Krokusse sind selbst durch erste Herbstfröste nicht gefährdet. Sie sind robuster, als sie aussehen. Und es sprießen große, lila Blütenkelche aus der Erde, die so genannten Herbstzeitlosen. Aber Vorsicht! Ihre Blätter, die im nächsten Frühjahr wachsen, sind hochgiftig und leicht mit Bärlauch zu verwechseln. Kleine Mengen des Herbstzeitlosenblattes in einer Speise können tödliche Folgen haben.

 Herbstblühende Stauden kann man wie alle anderen Stauden fast das ganze Jahr hindurch pflanzen, solange kein Bodenfrost ist. Herbstblühende Stauden sollte man jedoch nie im Vordergrund eines Staudenbeetes platzieren, sondern hinter den Sommerblüher vor den Sträuchern. Da sie erst spät treiben, würden sie im Vordergrund eines Beetes zu große Kahlflächen hinterlassen.

 Fast alle Stauden sind im Spätherbst zurückzuschneiden. Pilzbefallene Blätter sollte man nicht im eigenen Kompost entsorgen, da bei der geringen Größe des Gartenkompostes zu wenig Wärme freigesetzt wird. Nur in Kompostieranlagen wird eine Wärme von mehr als 70 Grad Celsius erreicht, in der die Pilzsporen keine Überlebenschancen haben. Der Rückschnitt von Gräsern erfolgt erst im zeitigen Frühjahr.

Clemens JobstKreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege
Dahlien sind klassische Herbstblüher.  − Foto: Jobst
Dahlien sind klassische Herbstblüher.  − Foto: Jobst

 

21.9.2012

DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentliche Gartentipp | 21.09.2012
Alle Wege führen in den Garten
Im eigenen Garten will man vor allem die Natur erleben, deshalb haben die Pflanzen auch Vorrang. Trotzdem wird man ohne Befestigung von Flächen nicht auskommen. Dazu zählt die Garagenzufahrt, der Zugang zum Haus, die Terrasse und je nach Nutzung die Gartenwege. Bei der Planung von Gartenwegen braucht man das nötige Gespür für Funktion, Dimensionierung, Material und Verlauf. Schnell ist durch einen falsch angelegten Weg die Gestaltung eines Gartens zerstört − was man häufig an zu breiten Garagenzufahrten bei Wohnhäusern erkennen kann. Zufahrten, die breiter als die zum Grundstück führenden Straßen sind, wirken kahl, nüchtern und keinesfalls einladend. Ähnlich kann der Gartenweg den gesamten Garten beeinflussen.

 Wege sind Zweckeinrichtungen und sollten einerseits funktionsgerecht, andererseits gliedernd und gestaltend angelegt werden. Sie sind begehbare Verbindungen zwischen dem Wohnhaus und den wichtigsten Punkten, die man häufig aufsucht. Die Breite von Gartenwegen richtet sich nach deren Benutzung. Hauptwege, die ein Nebeneinandergehen gestatten, sollten etwa 120 Zentimeter, Nebenwege 60 bis 80 Zentimeter und funktionsgerechte Eingangswege mindestens 180 Zentimeter breit sein. Selten genutzte Verbindungen können auch aus einzelnen Trittplatten bestehen. Wege direkt an Hausmauern haben ausgedient. Sie sind unpraktisch und vor allem mit Kinderwagen oder Schubkarren wegen der Enge schlecht zu befahren. Richtungswechsel sollte durch Kurven, nicht rechtwinkelig stattfinden. Kein Mensch geht wie der Soldat im Gleichschritt rechts um. Bevor man einen Weg anlegt, ist es sinnvoll, einige Zeit zu beobachten, wie man durch den Garten geht. Instinktiv sucht man sich den bequemsten Pfad, den man auch ohne sichtbaren Weg immer wieder geht. Und genau der ist der optimale Wegeverlauf.

 Jeder Weg beeinflusst die Wirkung eines Gartens. Er ist eine Zweckeinrichtung und sollte nicht der Mittelpunkt des Gartens sein. Eine gute Lösung ist immer, wenn er sich an eine Bepflanzung anschmiegt und diese von der Rasenfläche abtrennt. Damit übernimmt er auch noch die Funktion einer Mähkante, die er nur erfüllen kann, wenn keine störenden Leistensteine das Darübermähen verhindern. Gerade das Material ist auch sehr wichtig für die Nutzung und für das Aussehen der Wege.

 Generell unterscheidet man zwischen Natur- und Kunststeinmaterial. Je geradliniger ein Wegeverlauf ist, desto größer können die einzelnen Steine oder Platten sein. Je geschwungener ein Weg verläuft, desto kleinflächiger muss das Material sein, damit man es elegant um die Kurven ziehen kann. Bei Belägen mit sandgefüllten Fugen kann ein Großteil des Niederschlagswassers an Ort und Stelle versickern. Diese Fugen vermoosen je nach Beschattung auch, was aber die Härte eines Weges vermindert. Gerne werden auch mehrere Materialen miteinander vermischt, z. B. Betonsteinbelag für die Wegefläche, eingerahmt mit beidseitigen Einzeiler aus Granit-Kleinsteinpflaster. Aber bitte Vorsicht, die verschiedenen Belagarten müssen harmonieren und ein ruhiges Bild ergeben. Manchmal wird des Guten zuviel getan, und die Wege und Plätze wirken durch die Vielfalt wie eine Materialausstellung. Weniger wichtige Wege, wie z.B. im Gemüsegarten können auch aus Holz oder Rindenmulch errichtet sein.

 Gerade bei der Errichtung von Terrassen spielt der Belag eine große Rolle, pflegeleicht muss er sein. Damit meinen die meisten Gartenbesitzer das Säubern mit Wasser, Putzlumpen und Wischer. Je feiner die Oberfläche eines Belages ist, gesägt oder poliert, desto einfacher kann man ihn wischen. Je gröber die Oberfläche ist, gebrochen, behauen oder einfache Betonsteine, desto mehr kann man ihn nur abkehren. Je feiner das Material, desto eher sieht man aber auch den Schmutz, ja jeden Fußabdruck, nachdem man über das nasse Gras gegangen ist, und man muss laufend reinigen. Pflegeleicht heißt nicht, dass man weniger Arbeit mit der Pflege hat. Falsch ist auch das Reinigen von Pflasterflächen mit Fugen mit dem Hochdruckreiniger. Dadurch wird nicht nur der Oberflächen-schmutz entfernt, sondern auch das Fugenmaterial, was zum Wackeln der Steine führt.

 Wege und Platzflächen sind wichtig für unsere Gärten. Sie sind funktionell und gestalten. Aber da unsere Gartenflächen immer kleiner werden, ist bei der Planung darauf zu achten, dass die Wege für den Garten nicht überdimensioniert werden und damit eine gute Gartengestaltung verhindern. Dominieren sollten die Pflanzen, die Bäume, Sträucher und Stauden, die Wohnlichkeit in unsere Gärten bringen.

Clemens JobstKreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege
Wege gliedern den Garten, wobei auf die richtige Anlage und Dimensionierung zu achten ist.  − F.: Jobst
Wege gliedern den Garten, wobei auf die richtige Anlage und Dimensionierung zu achten ist.  − F.: Jobst

22.09.2012
"Kein besonderes Obstjahr"

Frost hatte zum Teil Bäume geschädigt − Saftpressen trotzdem in Betrieb
Altötting/Kastl. "Kein besonderes Obstjahr" sei 2012 gewesen, sagt Clemens Jobst. Er ist Sachgebietsleiter in der Abteilung Landschaftspflege des Landratsamts Altötting. Dabei verweist er auf einen Obstlehrgarten, den der Landkreis 1990 im Sportgelände des König-Karlmann-Gymnasiums angelegt hatte. Dort stehen 50 Obstbäume, die Mehrheit davon verschiedene Apfelsorten. Bei manchen sei der Ertrag in diesem Jahr ganz gut, bei anderen überhaupt nicht. Insgesamt gebe es jedoch wenig qualitativ gutes, lagerfähiges Obst.

 Dafür nennt Jobst eine Reihe von Gründen: Zum einen habe ein regenarmer Herbst 2011 die Bäume ausgetrocknet, als sie dann im Frühjahr begonnen hätten Wasser zu ziehen, habe es noch einmal drei Wochen Frost gegeben. Dies habe die bereits mit Wasser gefüllten Leitungsbahnen einiger Bäume geschädigt. Der April sei dann wieder zu trocken gewesen. Dazu kämen dann noch Schädlinge wie der in diesem Jahr sehr aktive Apfelwickler. Andererseits sei es ein Vorteil gewesen, dass es nur wenige Wespen gegeben habe, die Früchte anstechen und so der Fäulnis preisgeben hätten können.

 Gottfried Mitterer, Vorstand des Gartenbauvereins Kastl, teilt die Einschätzung des Landratsamts. "Dieses Jahr haben wir eher niedrigen Ertrag", sagt er. Sein Verein bietet seit achtem September wieder jeden Samstag die Möglichkeit, Obst in der Mostpresse zu Saft zu verarbeiten und anschließend bei 78 Grad pasteurisieren zu lassen. Dadurch wird der Saft bis zu mehrere Jahre lang haltbar gemacht. "Nach zwei Jahren schmeckt er noch wie frisch", so Mitterer. Gepresst wird nach vorheriger Anmeldung ab neun Uhr am Bauhof der Gemeinde Kastl.

 Bis kurz vor Allerheiligen wird die Mostpresse noch in Betrieb sein. "Letztes Jahr hätten wir auch drei- oder viermal in der Woche pressen können", erzählt Mitterer. So groß sei die Nachfrage gewesen. 2011 war ein ertragreiches Obstjahr. Heuer sei es hingegen "noch relativ ruhig." Der Betrieb ist allerdings erst angelaufen.
 − tom
Die Mostpresse wird noch bis kurz vor Allerheiligen in Betrieb sein, damit frischer Apfelsaft aus Streuobst gepresst werden kann.  − Foto: Mitterer
Die Mostpresse wird noch bis kurz vor Allerheiligen in Betrieb sein, damit frischer Apfelsaft aus Streuobst gepresst werden kann.  − Foto: Mitterer


DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp | 28.09.2012
Eine kleine Apfelschau
Eigenes Obst im Garten ernten wollen mittlerweile die meisten Gartenbesitzer. Die Frage aber, welche Obstarten und vor allem Obstsorten sich für unseren Bereich eignen, scheint bei dem Angebot in den Baumschulen, Gartencentern und Baumärkten fast unlösbar. Einer Schätzung nach gibt es weltweit an die 30 000 Apfelsorten, davon alleine in Deutschland 2000.

 Der Apfel ist wahrscheinlich die geschichtsträchtigste Frucht. Die christliche Menschengeschichte beginnt mit der Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies, weil sie vom verbotenen Baum der Erkenntnis gegessen haben, vom Apfelbaum. In vielen Kulturen steht der Apfel als Symbol für Liebe, Fruchtbarkeit, Erkenntnis, Leben und Erde. Im Römischen Reich Deutscher Nation bildete er als Weltkugel mit aufgesetztem Kreuz den Reichsapfel, der zusammen mit Zepter und Krone das Zeichen der politischen Macht war.

 Vor dem Kauf eines Obstbaumes sollte man sich nicht nur auf eine Obstart und auf die Sorte entschieden haben, sondern auch auf eine Baumgröße. Während sich im Haus- und Kleingarten wegen der geringen Grundstücksgrößen immer mehr kleine Baumformen durchsetzten, wird an den Bauernhöfen wegen des Einsatzes von großen Maschinen und der Eingrünung großer Gebäude der Hochstamm verwendet. Ein weiteres Kriterium beim Gartler ist das Alter der Sorte. Immer noch werden im Unterbewusstsein alte Sorten bevorzugt und neuere Sorten abgelehnt, was mehr auf nostalgische Gründe zurückzuführen ist, als auf Sortenkenntnis. Einige der neueren Sorten haben eine gewisse Resistenz gegenüber Pilzkrankheiten, was den Einsatz von Pflanzenschutzmittel verringert oder sogar verhindert. Entscheidend bei der Wahl sind robuste, dem Klima und Standort angepasste Sorten, möglichst widerstandsfähig gegen Pilzkrankheiten und Schädlingsbefall, gleichbleibende Erträge und vor allem geschmacklich den eigenen Bedürfnissen entgegenkommend. Vor allem bei den Äpfeln spielt die Erntezeit, Lagerfähigkeit und Art der Verarbeitung auch noch eine entscheidende Rolle.

 Der wohl bekannteste Frühapfel dürfte der Weiße Klarapfel sein, der innerhalb von zwei Wochen nach der Ernte gegessen oder verarbeitet sein muss. Ein Apfel, der gerade deshalb geschätzt wird, weil er frisch vom Baum direkt in den Mund am besten schmeckt. Ihm folgen die Sommer- und Herbstäpfel wie der Gravensteiner mit seinem saftigen, harmonisch süßweinsäuerlichen Fruchtfleisch, das ein einzigartiges edles Apfelaroma hat. Dazu zählen u.a. auch Croncels, Discovery, Alkmene, Jakob Fischer und Jakob Lebel, die nach Lagerfähigkeit und Erntezeit von August bis Anfang Januar ihre Genussreife behalten.

 Eine der wichtigsten Apfeleigenschaft für den Gartenbesitzer ist die lange Lagerfähigkeit, die allerdings durch die Lagermöglichkeit stark beeinflusst wird. Kühl aber frostfrei mit einer gewissen Luftfeuchtigkeit sollte es sein. Dann kann man bestimmte Winteräpfel wie Schöner von Boskoop, Rheinischer Bohnapfel, Idared, Schweizer Glockenapfel, Winterrambur oder Gloster bis weit in das Frühjahr des nächsten Jahres lagern.

 Empfehlenswerte alte Apfelsorten: Alkmene, Berlepsch, Berner Rosenapfel, Brettacher, Champagner Renette, Danziger Kant, Elstar, Fromms Goldrenette, Gewürzluiken, Gloster, Goldparmäne, Gravensteiner, Jakob Fischer, Jakob Lebel, Jonathan, Kaiser Wilhelm, Klarapfel, Lanes Prinz Albert, Landsberger Renette, Maunzenapfel, Melrose, Oldenburg, Ontario, Rheinischer Bohnapfel, Roter Boskoop, Roter Eiserapfel, Schöner von Herrenhut, Schöner von Nordhausen, Schweizer Glockenapfel, Schweizer Orangenapfel, Wiltshire, Winterrambur, Zabergäurenette.

 Empfehlenswerte resistente Apfelsorten-Neuheiten: Jonagold, Piros, Pilot, Reanda, Reglindis, Resi, Rewena, Rubinola, Topaz.

 Die Sortenlisten haben natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie enthalten nur die im Landkreis Altötting gängigsten Apfelsorten. In der nächsten Ausgabe des "Grünen Daumens" werden empfehlenswerte Birnen-, Kirschen-, Pflaumen- und Zwetschgensorten behandelt.

Clemens JobstKreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege
Obstausstellung im Landratsamt: Bei so vielen Sorten wird die Wahl zur Qual.  − Foto: Jobst
Obstausstellung im Landratsamt: Bei so vielen Sorten wird die Wahl zur Qual.  − Foto: Jobst

 

DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp | 12.10.2012
Den Rasen winterfest machen
Die Rasenflächen in unseren Gärten haben eine besondere Bedeutung. Sie dienen zum Spielen und Rumtollen für unsere Kinder und Enkelkinder, zum Relaxen oder aber auch nur zur Raumgestaltung. Sie sind die Freiflächen, die wir vielseitig nutzen können. Umso mehr benötigen sie auch unsere Aufmerksamkeit während der Vegetationsperiode. Es wird gemäht, gedüngt, gewässert und vertikutiert. Sorgen bereiten uns oftmals unerwünschte Wildkräuter und vor allem Schädlinge wie Wühlmäuse und Engerlinge und die verschiedenen Pilzkrankheiten. Nachdem wir und unser Rasen die Sommermonate gut überstanden haben, müssen wir, bevor der Garten in den Winterschlaf geht, den Rasen dafür fit machen.

 Morgens haben wir teilweise, vor allem im Inntal, mehr oder weniger starken Nebel und oftmals tut sich die Sonne schwer, den Nebel aufzureißen und die Luft zu erwärmen. Es ist die Zeit, die den Menschen und die Natur auf den Winter vorbereitet. Wir ahnen, was auf uns und auf unseren Garten zukommt. Starke Temperaturschwankungen, Reif und Frost, viel Wasser und Schnee, schwerer, angetauter Schnee im zeitigen Frühjahr und Spätfröste, die das Tauwasser im Wurzelbereich wieder gefrieren lassen. Dies alles müssen die zarten Gräser des Rasens aushalten. Damit sie es unbeschadet überstehen, sollten wir den Rasen auf die Wintermonate vorbereiten, wozu drei Schritte notwendig sind.

 Schritt eins wäre das Mähen. Solange der Rasen wächst, soll auch gemäht werden, was je nach Witterung bis Ende November sein kann. Mähen sollte man bei schönem Wetter, möglichst am späten Nachmittag, wenn die Rasenfläche vom Morgennebel abgetrocknet ist. Eine optimale Grashalmlänge beträgt zwischen vier und sechs Zentimeter.

 Zusätzlich zum Rasenschnitt wäre ein Vertikutieren im Oktober noch eine Wohltat für den Rasen. Beim Vertikutieren wird der Rasenfilz, der im Laufe des Jahres durch liegengebliebenes Mähgut entsteht, sowie Moose und kleine Unkräuter entfernt. Der Rasen wird belüftet. Wer keinen eigenen Vertikutierer hat, kann sich diesen bei den meisten örtlichen Gartenbauvereinen gegen ein geringes Entgelt ausleihen. Kahlstellen kann man mit einer speziellen Rasensamenmischung, sogenannten Regenerationsmischungen, nachsähen, einrechen und festdrücken. Nachsaaten sind im Oktober noch möglich. Bei späteren Nachsaaten können die jungen Wurzeln bei starken Frösten abreißen.

 Der dritte Schritt wäre die Herbstdüngung, die dafür sorgt, dass die Rasengräser gestärkt über den Winter kommen und im Frühjahr zeitig eine sattgrüne Farbe haben und schnell und kräftig austreiben. Allerdings darf man nicht den normalen Rasendünger verwenden, dessen hoher Stickstoffanteil den Rasen zu nochmaligem Wachstum anregen würde. Für die Düngung im Oktober, bei mildem Herbst bis Mitte November, gibt es spezielle Rasen-Herbstdünger mit wenig Stickstoff, aber hohem Kalianteil, der die Rasengräser robust und widerstandsfähig macht. Ist der Rasen bei der Düngung bereits feucht, ist es ratsam, leicht zu wässern, damit die Düngekörner von den Rasenhalmen gewaschen werden.

 Eine gute Rasenpflege im Herbst bereitet die Gräser nicht nur auf einen strengen Winter vor, damit sie diese Zeit unbeschadet überstehen, sondern es ist gleichzeitig ein optimaler Start in den Frühling. Wichtig ist sie für alle Rasenflächen, die durch Spiel und Spaß stark belastet werden. Vergessen wir auch nicht, das Falllaub vor dem Winter auf den Rasenflächen zu entfernen. Unter dem nassen Laub würde über die Winterzeit ein Mikroklima entstehen, das die Verbreitung von Pilzkrankheiten fördert. Während andere Rasenflächen im Frühjahr gelb und unansehnlich sind, zeigen sich Rasenflächen mit entsprechender Herbstpflege bereits in ihrem schönsten Kleid. Gepflegte und gestärkte Rasenflächen sind auch widerstandsfähiger gegen Schneeschimmel, sie sind einfach gesünder.

Clemens JobstKreisfachberater für Gartenkulturund Landespflege
So lange der Rasen wächst, sollte er auch regelmäßig gemäht werden.  − Foto: Jobst
So lange der Rasen wächst, sollte er auch regelmäßig gemäht werden.  − Foto: Jobst

 

DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp | 19.10.2012
Hecken − Sichtschutz und Eingrünung
Im Herbst wollen wieder viele Gartenbesitzer ihre Gärten begrünen. Das Hauptmerkmal liegt bei der Eingrünung eines Grundstückes, es geht um die Hecke. Hecken gehören zu den wichtigsten Gestaltungselementen und haben eine Menge Funktionen inne. Sie grenzen die Grundstücke ab, schaffen Privatsphäre, bilden Räume, dämpfen den Lärm und schützen vor Staub und Wind. Zudem prägen sie die Optik einer Siedlung und bringen Natur in den Lebensraum des Menschen.

 Dem Gartenbesitzer stehen drei Heckenstrukturen zur Verfügung. Die strenggeschnittene Formhecke wird vor allem wegen ihres geringen Platzbedarfs und der einfachen Erstellung verwendet. Ob Liguster, Berberitze, Buchs, Hainbuche, Thuja, Zypressen oder neuerdings Kirschlorbeeren − hier weiß man, dass man pro laufenden Meter eine bestimmte Anzahl Pflanzen benötigt, die in einer Reihe mit gleichem Abstand gepflanzt werden müssen.

 Die Formhecke entstammt aus dem Barockgarten, wo sie kurz gehalten als Einfassung und Unterteilung bei Pflanzenornamenten oder hochgewachsen als Irrgarten verwendet wurde. In modernen Gärten ist sie dort geeignet, wo Wind- und Sichtschutz bei engem Raum gewünscht wird. Wegen des notwendigen regelmäßigen Schnitts, möglichst zweimal im Jahr, ist sie pflegeaufwendiger als freiwachsende Hecken. Man sollte auch bedenken, dass sie wegen ihres Mauercharakters streng und manchmal abweisend wirkt und für eine naturnahe Gartengestaltung wenig geeignet ist. Sie lässt den Garten kleiner wirken.

 Gestalterisch wertvoll für Wohnsiedlungen sind freiwachsende Hecken aus Blüten- und Ziersträuchern. Die Vielfalt an Blütengehölzen ermöglicht eine individuelle Gestaltung. Höhe, Breite und Dichte sind variabel. Durch das Farbenspiel werden interessante Räume geschaffen. Nachweislich wird in Siedlungsstraßen mit natürlichen Heckenstrukturen langsamer gefahren als in Siedlungsstraßen, die von Formhecken gesäumt sind. Zusätzlich ist der Pflegeaufwand geringer. Ein Pflegeschnitt im Zeitraum von vier bis sechs Jahren ist in der Regel ausreichend. Außerdem bilden freiwachsende Hecken Lebensräume für viele Tierarten. Sie bewirken durch ihre unterschiedliche Höhe, Breite und Farbgebung auch, dass kleine Gärten optisch viel größer wirken.

 Lässt es der Platz zu, kann man durch Einbringen von Wildgehölzen den ökologischen Wert steigern und die Hecken noch abwechslungsreicher gestalten. Manche Gartenbesitzer tun sich allerdings etwas schwer, die verschiedenen Gehölze wie Spiraea, Forsythie, Jasmin, Weigelien, Hartriegel, Felsenbirne, Strauchrosen, Kolkwitzia, Deutzie, Zierjohannisbeerstrauch, Scheinquitte sinnvoll aneinander zu reihen.

 Freiwachsende Hecken haben auch den Vorteil, dass bei Ausfall einzelner Pflanzen die Lücke schnell durch Nachpflanzung wieder geschlossen werden kann.

 Wildgehölzhecken brauchen viel Platz und sind vor allem für den Ortsrand geeignet. Mit einer Hecke aus Haselnuss, Schneeball, Heckenkirsche, Feldahorn, Eberesche, Weiden, Wildrosen, Schlehe, Hartriegel und Kornelkirsche schafft man einen natürlichen und fließenden Übergang zur freien Landschaft.

 Damit man mit einer Hecke entlang der Grundstücksgrenze lange Freude hat, sollte man vor der Pflanzung darauf achten, dass der erforderliche Grenzabstand eingehalten wird, welchen Lebensraum oder Platz das einzelne Gehölz braucht und welchen Pflegeaufwand die jeweilige Heckenstruktur benötigt.

Clemens JobstKreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege
Gut gestaltete Hecken ermöglichen auch Sitzplätze an der Grundstücksgrenze.  − Foto: Jobst
Gut gestaltete Hecken ermöglichen auch Sitzplätze an der Grundstücksgrenze.  − Foto: Jobst

 

DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp | 26.10.2012
Schutz für die letzte Ruhestätte
Kommende Woche gedenken wir wieder unserer Toten. Aus diesem Grund werden die Gräber vor Allerheiligen hergerichtet. Vielleicht ist dies auch ein Anlass, sich Gedanken über den letzten Garten zu machen, den wir auf Erden besuchen, den Friedhof. Ursprünglich an der Kirche oder außerhalb des Dorfes angesiedelt haben Friedhöfe mittlerweile auch Aufgaben der Ortsdurchgrünung und der Erholungsflächen übernommen.

 Wald- und Parkfriedhöfe dienen der geistigen und körperlichen Erholung. Während viele Menschen hier einen Ort der inneren Einkehr oder auch die für Stressbewältigung nötige Stille finden, haben andere an ihrem Grab einen kleinen Garten, den sie hegen und pflegen.

 Es entsteht manchmal ein richtiger Wettbewerb. Fallendes Laub von Bäumen, Vermoosung der Gräber und Patinabildung auf den Grabmälern durch Schattenwurf geben oft Anlass zu Beschwerden, nicht darüber nachdenkend, dass nicht das einzelne Grab, sondern der Friedhof als Ganzes betrachtet werden soll.

 Der 1. November ist meist ein Tag, an dem selbst bei Sonnenschein die Temperaturen gering sind und die restlichen Blätter, die noch an den Bäumen hängen, herunterfallen. Dies ist für manchen von uns ärgerlich und so wird vor dem Kirchgang das Grab noch mal von den Blättern gesäubert. Bedenken wir doch, dass wir nirgends dem Vergänglichen so nahe stehen wie auf dem Friedhof.  Jahr für Jahr erleben wir den Allerheiligentag, bis für jeden sein eigener Herbst kommt. So betrachtet ist das Erleben der Jahreszeiten vor allem auf dem Friedhof eine tiefgehende Erfahrung. Zurückhaltung in der Gestaltung hat oftmals eine beruhigendere Wirkung als übertriebenes Styling. Denken wir an die mystische Wirkung vor- und frühchristlicher Kultstätten wie Stonehenge in Südengland, mittelalterliche Klosteranlagen in Irland und die naturgeprägten Bergfriedhöfe im Alpenraum. Eindrucksvoll und gleichzeitig deprimierend sind vor allem Soldatenfriedhöfe, die durch ihre Einheitlichkeit an den Wahnsinn von Kriegen erinnern. Mancher Friedhof ist auf Grund seiner Ausstrahlung, seiner Beschaulichkeit, seiner Geschichte oder seiner Ästhetik zu einer Touristenattraktion geworden.

 Buntes Herbstlaub erinnert uns an Ruhe, Beschaulichkeit und Romantik. Es bedeckt als Mantel der Geborgenheit unsere Gärten und die Gräber unserer Verstorbenen und schützt somit die letzte Ruhestätte.

Clemens JobstKreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege
Es muss nicht immer picobello sauber sein. Verwelkendes Laub etwa kann Gräbern einen stimmungsvollen Rahmen geben.  − Foto: Jobst
Es muss nicht immer picobello sauber sein. Verwelkendes Laub etwa kann Gräbern einen stimmungsvollen Rahmen geben.  − Foto: Jobst

 

DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp | 01.11.2012
Zu warm im Wintergarten
Der Wintergarten hat seinen Ursprung in England, wo man im 18. Jahrhundert luxuriöse Konstruktionen aus Glas und Stahl an die Häuser anbrachte. Er diente zur Überwinterung und Kultivierung von Pflanzen. In der Viktorianischen Epoche erfuhren die Wintergärten allerorts einen starken Aufschwung. Die Konstruktionen waren reichhaltig verziert und dienten bald auch als Räumlichkeiten, in denen man sich aufhielt. Der Wintergarten wurde zur überdachten, lichtdurchfluteten Begegnungsstätte innerhalb einer meist tropischen Pflanzenwelt.

 Auch heute noch erfreut er sich großer Beliebtheit. Allerdings wird er immer mehr als Wohn-Wintergarten genutzt. Wem die Erwärmung durch Sonneneinstrahlung nicht ausreicht, der versucht, mit einer geeigneten Heizquelle eine angenehme Raumtemperatur zu bekommen. Und hier liegt das Problem für die Überwinterung von frostempfindlichen Pflanzen. Wohn-Wintergärten sind keine Gewächshäuser. Sie sind zu warm, meist über 20 Grad Celsius und mit geringer Luftfeuchtigkeit, ein Klima für einen angenehmen Aufenthalt für den Benutzer, aber nur für wenige tropische Pflanzen geeignet, etwa Banane, Palmen, Hibiskus und Schönmalve.

 Die Pflanzen brauchen unbedingt sehr helle Bedingungen, müssen sehr früh eingeräumt werden und dürfen wegen des Umstellungsschocks erst Anfang bis Mitte Juni ins Freie. Aber auch sie vertragen nur Temperaturen bis 20 Grad. Man spricht hier von einem warmen Wintergarten.

 Kübelpflanzen benötigen für die Überwinterung in der Regel einen kalten Wintergarten. Der ideale Standort ist hell und kühl, 5 bis 10 Grad, maximal 12 Grad. Er wird nicht beheizt, nur frostfrei gehalten. Da sich bei sonnigen Wintertagen der Wintergarten extrem aufheizen kann, muss er gut belüftbar sein, ohne dass die Pflanzen einen starken Luftzug oder gar Frost abbekommen. Unter Umständen muss mit entsprechendem Sonnenschutz auch beschattet werden. Notwendig sind solche Winterquartiere unter anderem für Akazien, chinesischen Roseneibisch, verschiedene Ginsterarten, Strauchmargerite, Zitrusgewächse, Zylinderputzer, Eisenholzbaum, Flanellstrauch, Vanilleblume, Veilchenstrauch und Wandelröschen.

 Moderne Wintergärten sind keine Gewächshäuser, bei denen mehr Wert auf Lichtdurchlässigkeit als auf die Isolationswirkung gelegt wird. Große Temperaturschwankungen, zu hohe Temperaturen, zu geringe Luftfeuchtigkeit, Zugluft und zu wenig Sonnenlicht sind Faktoren, unter denen viele Pflanzen leiden. Blattvergilbungen, übermäßiger Blattverlust, sparriger Wuchs, Pilz- und Schädlingsbefall sind Zeichen dafür, dass die Bedingungen für die Pflanzen nicht optimal sind.

 Man muss bei der Nutzung eines Wintergartens entscheiden, ob er das ganze Jahr zu Wohnzwecken dienen soll, oder im Winter zur Überwinterung von Kübelpflanzen, dann aber mit Verzicht auf die behagliche Wohnwärme.

Clemens JobstKreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege
Sieht schön aus, doch für Pflanzen sind Wintergärten nur bedingt zum Überwintern geeignet.  − Foto: Wintergarten Fachverband/dpa/gms
Sieht schön aus, doch für Pflanzen sind Wintergärten nur bedingt zum Überwintern geeignet.  − Foto: Wintergarten Fachverband/dpa/gms

 

DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp | 09.11.2012
Den Garten winterfest machen

Auf Laubsauger und Laubgebläse sollten Gartenbesitzer möglichst verzichten. Sie sind aus ökologischer Sicht bedenklich.  − Foto: dpa

Auf Laubsauger und Laubgebläse sollten Gartenbesitzer möglichst verzichten. Sie sind aus ökologischer Sicht bedenklich.  − Foto: dpa


Das Winterintermezzo der letzten Woche hat klimatisch den Herbst eingeläutet. Die Bäume und Sträucher werfen ihr Laub ab und richten sich auf den Winterschlaf ein. Für den Gartenbesitzer stehen noch ein paar Arbeiten an.

 Der Winter kann einigen Pflanzen in unseren Gärten sehr zu schaffen machen. Entgegen der üblichen Meinung vertrocknen die meisten empfindlichen Pflanzen im Winter eher, als dass sie erfrieren. Deshalb ist es wichtig, bei trockenem Herbstwetter vor allem diese Gehölze nachhaltig zu gießen. Dabei gilt: Je kleiner ein Gehölz, umso anfälliger.

 Rosen, vor allem die robusteren, haben mit der Kälte keine großen Probleme. Wichtig ist allerdings, dass sie tief genug gesetzt wurden. Die Veredlungsstelle muss mindestens fünf Zentimeter mit Boden überdeckt sein. Dann kann man sich das Anhäufeln mit Erde oder Kompost sparen. Das Abdecken mit Fichtenreisig ist eine umstrittene Schutzmaßnahme. Bei robusten Sorten, richtig gepflanzt, ist es unnötig − im Gegenteil, durch das Abdecken wird Pilzbefall begünstigt. Pflanzen, die nur bedingt winterhart sind, manche immergrünen Gehölze und Hochstammrosen, benötigen Schutz. Mit Winterschutzmatten lassen sich die Stämme vor der Sonneneinstrahlung im Winter, mit Vlies und Jute ganze Pflanzen schützen.

 Die Frage, ob Gemüsebeete umgegraben werden müssen, kann jeder Gartenbesitzer selbst beantworten, wenn er folgende Kriterien an seinen Boden stellt: Er soll ein ausreichendes Wasserhaltevermögen besitzen. Er muss gut durchlüftet und darf keinesfalls verdichtet sein. Ein hoher Humusanteil ist genauso wichtig für die Fruchtbarkeit wie eine krümelige Struktur. Das Umgraben mit dem Spaten oder mit der Grabgabel befördert tiefer liegenden, meist nährstoffreicheren Boden an die Oberfläche. Das Umgraben ist vor allem bei schweren Ton- und Lehmböden notwendig. Umgegraben wird bis in eine Tiefe von etwa 25 Zentimeter und möglichst spät im Jahr.

 Auf mittleren und leichten Böden ist die Einsaat winterharter Gründüngungspflanzen im Herbst und eine oberflächliche Bodenbearbeitung im Frühjahr dem Umgraben vorzuziehen. Diese Bearbeitung erhält die in diesen Böden meist vorhandene gute Bodenstruktur.

Grüneinsaat stehenlassen
 Die Grüneinsaat im Herbst lässt man bis nach dem Frost stehen und arbeitet sie im zeitigen Frühjahr ein bis zwei Wochen vor der neuen Kultur ein. Unter anderem eignen sich zur Gründüngung Winterwicke, Perserklee, Luzerne, Roggen, Winterraps, Gelbsenf, Hafer, Ölrettich, Lupinen, Erbsen und Wicken. Auch ohne Grünansaat sollte der Boden im Winter bedeckt sein. Mulchmaterial wie Laub kann man dazu verwenden. Die jährlichen Kompostgaben geben wir erst im Frühjahr. Dadurch wird verhindert, dass über den Winter wertvolle Nährstoffe ausgeschwemmt werden.

 Für viele ist vor allem das Laub ein Problem, obwohl es für einige Gartenbereiche ein wichtiger Winterschutz ist. Unter Strauchhecken, auf Staudenbeeten und Gemüseflächen kann das Laub liegen bleiben. Viele Schatten liebende Pflanzen wie Waldsteinie, Lungenkraut, Haselwurz, Elfenblume und Immergrün sind echte Laubschlucker, die es zum Überleben benötigen.

 Kleinere Mengen Laub kann man zusammen mit Garten- und Küchenabfällen kompostieren. Um den Verrottungsprozess zu beschleunigen, sollte man das Laub mit dem Rasenmäher zerkleinern. Auf Rasenflächen kann man das Laub zunächst bedenkenlos liegen lassen. Mit dem letzten Mähgang wird das Laub zerkleinert und kann kompostiert werden.

 Unsere Gärten sind für viele Tiere zum Wohn- und Lebensbereich geworden. Deshalb ist es wichtig, dass wir ihnen auch im Winter Unterschlupf gewähren. Ein Haufen aus Laub in einer Ecke im Garten ist einfach aufzuschichten und bietet Igeln und vielen anderen Tieren über den Winter ein schützendes Zuhause. Sie werden es uns dadurch danken, dass sie im nächsten Jahr durch ihre Futtersuche die Schädlinge in unseren Gärten dezimieren.

Clemens JobstKreisfachberater für Gartenkulturund Landespflege

DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp | 16.11.2012
Richtig gestutzt

Egal ob Sträucher oder Hecken: Das richtige Zuschneiden will gelernt sein. Jeder Typus erfordert eine eigene Vorangehensweise.  − F.: dpa
Egal ob Sträucher oder Hecken: Das richtige Zuschneiden will gelernt sein. Jeder Typus erfordert eine eigene Vorangehensweise.  − F.: dpa

In unseren Gärten sind die Wild- und Ziersträucher die wichtigsten Elemente bei der naturnahen Gestaltung. Sie bieten Sichtschutz für den Gartenbesitzer, gliedern den Garten in verschiedene Räume, erfreuen uns durch die vielfältigen Blütenformen und Blütenfarben und sind für viele Tierarten wichtige Lebensräume. Jede Gehölzart hat ihren eigenen Habitus, ihre eigene typische Wuchsform. Je mehr Platz ein Gehölz hat, desto freier kann es sich entwickeln, umso natürlicher und schöner wird sein Wuchs.

 Manchmal wachsen die Sträucher aber über ihren vorgesehenen Platz hinaus oder werden einfach zu hoch. Sie bilden im Lauf der Zeit altes Holz, das in der Wuchskraft und Blühwilligkeit nachlässt, sie verkahlen und vergreisen. Aus diesen Gründen ist es notwendig, von Zeit zu Zeit das alte und abgestorbene Holz zu entfernen, die Sträucher zu verjüngen und den Wuchs zu korrigieren.

 Mit dieser Schnittmaßnahme fördert man die Jungtriebbildung, die Blühwilligkeit und verlängert das Leben der Gehölze. Hierzu ist aber ein fachgerechter Strauchschnitt nötig, der Kenntnisse über die natürlichen Wuchseigenschaften der Pflanze und über das Verhalten einer Pflanze nach dem Schnitt voraussetzt. Wildes Herumschnipseln an den Triebspitzen und das Köpfen der Gehölze in einer willkürlich gewählten Höhe führen zu unansehnlichem "Besenwuchs" und zur Verkahlung der Sträucher an der Basis, was eine vorzeitige Alterung zur Folge hat.

 Bei den Sträuchern gibt es drei Schnittgruppen, die jeweils eine andere Schnittart benötigen. Bei Sträuchern, deren Neutriebe aus dem Boden herauskommen, schneidet man alle zwei bis drei Jahre die alten Triebe bis auf den Boden ab. Haben sich auf alten Trieben junge Triebe gebildet, wird das alte Holz ab dem jungen Trieb zurückgenommen. Die einjährigen Langtriebe dürfen nicht eingekürzt werden, da sie sonst im nächsten Jahr keine kurzen Blütentriebe, sondern wieder Langtriebe bilden, die nicht blühen. Beispiel sind die Forsythien, auch Goldglöckchen genannt.

 Sträucher mit baumartigem Wuchs, die nicht austriebfreudig sind, lässt man am besten unbeschnitten. Nur zu dicht stehendes, altes, krankes und vertrocknetes Holz sollte man entfernen. Zu diesen Sträuchern gehören der Goldregen, Perückenstrauch, Zaubernuss und die Radspiere.

 Sträucher, die an den diesjährigen Trieben blühen, wie Hortensie, Spiraea x bumalda Hybriden, Schmetterlingsstrauch und Johanniskraut, sollten im Frühjahr scharf zurückgeschnitten werden.

 Für das Schneiden gibt es mehrere Grundregeln, die ein gutes Gedeihen der Pflanze nach dem Schnitt und eine pflanzenspezifische Entwicklung gewährleisten. Richtig ist ein Auslichten an der Strauchbasis oder die Rücknahme alter, nach unten hängender Triebe auf junge Sprossen. Dadurch entstehen neue blühfreudige Triebe und der natürliche Wuchscharakter des jeweiligen Strauches bleibt erhalten.

 Der Schnitt ist direkt an der Entstehungsstelle des zu entfernenden Astes oder Zweiges durchzuführen. Dadurch wird die Wundheilung gefördert und eine Zapfenbildung verhindert.

 Um die Blühwilligkeit zu fördern und ein Verkahlen der Strauchbasis sowie den "Besenwuchs" zu vermeiden, ist es wichtig, wenig aber gezielt zu schneiden und nicht an zu vielen Trieben herumzuschnipseln. Je schärfer der Rückschnitt, umso stärker wird der Neuaustrieb sein.

 Die Art und Weise des Strauchschnittes richtet sich nach dem jeweiligen Wuchstyp. Der beste Schnittzeitpunkt ist die Ruheperiode im Winter. Nur die Frühjahrsblüher sind eine Ausnahme, die nach der Blüte geschnitten werden. Bei zu starkem Rückschnitt wird der Boden wieder besonnt, was den Unkrautwuchs fördert.

 Freiwachsende natürliche Hecken, die aus verschiedenen Wild- und Ziersträuchern bestehen, sollten nach dem Schnitt wie vor dem Schnitt aussehen, nur niedriger und lichter, aber mit dem gleichen natürlichen Aufbau.

Clemens JobstKreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege

 

DER GRÜNE DAUMEN | 26.03.2015
Rosen richtig schneiden
Rosen gehören zu den ältesten Kulturpflanzen. Bereits die Babylonier pflanzten sie und auch in den berühmten hängenden Gärten der Semiramis, einem der sieben Weltwunder, wuchsen sie.

Damit der Gartenfreund sich lange an der Blütenpracht erfreuen kann, muss man regelmäßig Pflegemaßnahmen durchführen. Die wichtigste zur Erhaltung und Förderung der Wuchsfreudigkeit, des Blütenreichtums und der Gesundheit ist der fachgerechte, den einzelnen Rosengruppen angepasste Schnitt. Der beste Zeitpunkt ist das Frühjahr. Erst wenn die Knospen angefangen haben zu schwellen, kann man erkennen, welche Augen einen erfolgversprechenden Austrieb bringen. Nach dem milden Winter ist es jetzt höchste Zeit, die Rosen zu beschneiden.

Grundvoraussetzung ist eine scharfe Rosenschere, so dass glatte Schnittflächen entstehen. Der Schnitt erfolgt mindestens einen halben Zentimeter über einem gut entwickelten Auge, das nach außen zeigt. Die Schnittfläche ist immer vom Auge weg, leicht schräg, anzulegen, damit das Wasser nicht über das Auge abläuft. Als allgemeine Faustregel gilt, je stärker geschnitten wird, umso kräftiger ist der neue Austrieb.

Gerade bei Kletterrosen gehen die Meinungen der Gartler über den Schnitt auseinander. Man unterscheidet einmalblühende und öfter blühende Kletterrosen. Bei den einmalblühenden beschränken sich die Schnittmaßnahmen auf das Auslichten von Totholz. Da sie am zweijährigen Holz blühen, werden die langen Triebe, die sich im Vorjahr gebildet haben, geschont. Einmalblühende Kletterrosen sollte man frei wachsen lassen und nur dann schneiden, wenn sie über den zur Verfügung stehenden Platz hinauswachsen. Falls ein Rückschnitt erforderlich wird, sollte dieser direkt nach der Blüte erfolgen, damit die neuen Triebe noch bis zum Winter verholzen und ausreifen können. Größere Schnittmaßnahmen zur Verjüngung sind während der Vegetationsruhe im Frühjahr vorzunehmen.

Dauerblühende Kletterrosen blühen bevorzugt am zwei- und mehrjährigen Holz. Deshalb ist zu beachten, dass die mehrjährigen Triebe in der Überzahl vertreten sind. Anzustreben ist ein Verhältnis von vier Teilen mehrjähriger Triebe und einem Teil einjähriger Triebe. Um eine ausgeglichene Neutriebbildung zu erzielen, sollten überalterte, dicke Triebe kontinuierlich entfernt werden, indem man sie im Winter oder spätestens jetzt von der Basis ab abschneidet. Die an den Haupttrieben befindlichen Seitentriebe werden auf etwa zwei bis fünf Augen eingekürzt. Nach dem ersten Blütenflor sind die abgeblühten Triebe kräftig zurückzuschneiden, damit ein Neuaustrieb erfolgt, der im Spätsommer weitere Blüten entfaltet. Wächst eine Kletterrose über den vorgesehenen Platz hinaus, kann sie ohne weiteres so eingekürzt werden, dass sie sich wieder einfügt. Wie stark der Rückschnitt sein darf, liegt an der Gesundheit der Kletterrose und an den örtlichen Gegebenheiten. Eine Norm gibt es nicht. Aber bedenken wir, je stärker der Rückschnitt, desto stärker der Neuaustrieb.

Was wollen Sie wissen?
Im Rahmen der diesjährigen Anzeiger-Gartenserie habe Sie, liebe Leser, die Möglichkeit, Kreisfachberater Clemens Jobst konkrete Fragen zu stellen. Eine Auswahl davon wird er dann – je nachdem zu welcher Jahreszeit sie thematisch passen – im Laufe der nächsten Wochen beantworten. Schicken Sie uns Ihre Frage bitte per E-Mail unter dem Stichwort "Gartenserie" an red.altoetting@pnp.de oder per Post an Alt-/Neuöttinger Anzeiger, Neuöttinger Straße 62b, 84503 Altötting.

Mehrmals pro Jahr können Kletterrosen blühen. Einen wesentlichen Einfluss darauf hat die Art und Weise des Schnitts. − Foto: Jobst

Mehrmals pro Jahr können Kletterrosen blühen. Einen wesentlichen Einfluss darauf hat die Art und Weise des Schnitts. − Foto: Jobst

14.04.2015
DER GRÜNE DAUMEN
Mit Vorbeugung gegen die Blattläuse

Für viele Gartenbesitzer sind Blattläuse Schädlinge. Nicht vergessen werden sollte aber, dass sie Nützlingen als Nahrung dienen. − F.: dpa
Für viele Gartenbesitzer sind Blattläuse Schädlinge. Nicht vergessen werden sollte aber, dass sie Nützlingen als Nahrung dienen. − F.: dpa


An den Kübelpflanzen sind sie schon, an den Stängeln, Knospen und Blättern. Dort saugen die Blattläuse den Pflanzensaft. Dabei scheiden sie eine klebrige, zuckerhaltige Flüssigkeit aus, den Honigtau, auf dem sich dann meist schwarzer Rußtaupilz ausbreitet. Befallene Triebe und Blätter wachsen oft verkrüppelt.

Blattläuse, geflügelte und ungeflügelte, sind Schädlinge an Gemüse, Kräutern, Obstgehölzen, Stauden, Bäumen, Sträuchern, Rosen und Kübelpflanzen. Sie können überall auftreten. Von den 3000 bekannten Arten leben in Mitteleuropa etwa 850. Durch ihre Saugtätigkeit verfärben sich die Blätter und rollen sich zusammen. Das sieht meistens schlimm aus, schadet der Pflanze in der Regel aber nur wenig, vor allem nicht den älteren Gehölzen.

Aber der Anblick von verkrüppelten Triebspitzen an den geliebten Rosen oder an den Obstgehölzen bringt den Puls so manchen Gartenliebhabers zum Rasen. Und so tritt sofort die Frage auf: Wie werde ich sie wieder los?

Bevor man mit allen Mitteln zur Bekämpfung schreitet, sollte man sich bewusst sein, dass der für den Gartenbesitzer so grausame Schädling für viele nützliche Tierarten wie Marienkäfer, Florfliegen, Schlupfwespen, Gallmücken, Schwebfliegen, räuberische Wanzen und alle Vogelarten ein wichtiger Bestandteil ihres täglichen Speiseplanes ist. Wenn man beim Reinigen von Nistkästen eine tote Jungbrut entdeckt, liegt es oftmals daran, dass die Vogeleltern ihren Nachwuchs mit vergifteten Schädlingen gefüttert haben. Auch alle Nützlinge wären durch das Ausbringen von Insektiziden gefährdet. Ein Grund mehr, im Hausgarten auf Schädlingsbekämpfungsmittel zu verzichten. Selbst die Anwendung reiner Bio-Präparate wie Kaliseifen ist problematisch, da diese Kontaktmittel nur helfen, wenn die Blattläuse direkt besprüht werden. Was fast unmöglich ist, wenn sie im eingerollten Blatt geschützt sind.

Was kann man also tun? Der Marienkäfer hat Blattläuse zum Fressen gern. Wer vorbeugt, hat weniger Bekämpfungsaufwand. Die beste Blattlausbekämpfung in diesem Sinne ist es, die natürlichen Feinde zu schützen und zu fördern. Indem man frühblühende heimische Pflanzen anpflanzt, den natürlichen Feinden Unterschlupfmöglichkeiten in Form von Trockenmauern, Steinhaufen und Insektenhotels anbietet und man gezielt und nur mit nützlingsschonenden Möglichkeiten die Schädlinge bekämpft.

In manchen Fällen reicht das Zerdrücken der Blattlauskolonien mit den Fingern oder das Entfernen stark befallener Blätter. Einzelne Blattlauskolonien kann man auch mit einem Wasserstrahl abspritzen. Eine umweltfreundliche Methode ist es auch, durch Barrieren den Zuflug der geflügelten Blattläuse im Frühjahr zu verhindern, indem man Insektenschutznetze und -vliese über Gemüsebeete spannt. Gegen Blattläuse im Gewächshaus, Wintergarten und teilweise bei Balkonpflanzen können gezüchtete Nützlinge wie Florfliege, Gallmücke, Schlupfwespe und Marienkäfer gezielt ausgebracht werden.

Was wollen Sie wissen?
Im Rahmen der Anzeiger-Gartenserie haben Sie, liebe Leser, die Möglichkeit, Kreisfachberater Clemens Jobst konkrete Fragen zu stellen. Schicken Sie uns Ihre Frage per E-Mail unter dem Stichwort "Gartenserie" an red.altoetting@pnp.de oder per Post an Alt-/Neuöttinger Anzeiger, Neuöttinger Straße 62b, 84503 Altötting.

von Clemens Jobst

 

DER GRÜNE DAUMEN | 06.05.2015
Blühende Pracht

Ein Maikäfer inmitten von Apfelblüten: Von beiden wird in Kürze nicht mehr viel zu sehen sein. − Foto: dpa
Ein Maikäfer inmitten von Apfelblüten: Von beiden wird in Kürze nicht mehr viel zu sehen sein. − Foto: dpa

Die üppige Blütenpracht der Obstbäume ist eine Freude. Nicht alle Jahre setzen die Obstbäume so viele Blüten an wie in diesem Jahr. Die Freude auf eine gute Obsternte ist groß. Wenn nicht die Erinnerung an Krankheiten, Schädlingen und zum Teil schlechte Ernte im vergangenen Jahr wäre. Man denkt vor allem an die braunen Blätter an den Obstbäumen und ordnet ihnen eine Krankheit zu, die einem bekannt ist. Das Internet liefert entsprechende Bilder und bestätigt mehr oder weniger die eigene Vermutung, meistens Feuerbrand, Monilia und Schorf.

Es gibt aber nur wenige Krankheiten und Schädlinge, wie Gitterrost, Schrotschusskrankheit, Raupenfraß oder Gallmilbenbefall, bei denen das Aussehen des Blattes eine eindeutige Diagnose zulässt. Das Auftreten von braunen Blättern kann viele Ursachen haben. Verfärbungen zeigen auf, dass die Assimilation der Blätter behindert ist und das Blatt in seiner Funktion beeinträchtigt wird. Aber wer ist schuld?

Eine falsche Diagnose kann eine gutgemeinte Bekämpfung zunichte machen. Mittel gegen Schädlinge sind bei Pilzkrankheiten absolut wirkungslos und auch umgekehrt. Je nach Mittel wird dann nur die Umwelt belastet. Während der Hobbygärtner bei Pilzbefall als Notbremse auch mal chemische Präparate einsetzen kann, ist er bei der Schädlingsbekämpfung auf mechanische, biologische oder biotechnische Maßnahmen angewiesen.

Auch das Wetter kann zu braunen Blättern speziell an Obstbäumen führen. Lange Trockenperioden während der Vegetationszeit lassen die Bäume dursten, die dann Blätter abstoßen, also braun werden lassen, um zu überleben. Und aggressive Sonneneinstrahlung verursacht nicht nur beim Menschen Sonnenbrand oder Schlimmeres. Und der Insektenflug war aufgrund niedriger Temperaturen mäßig, so dass durch zu wenig Bestäubung die Ernte nicht so üppig ausfallen wird, wie es der Blütenreichtum hoffen lässt.

Und zuletzt kommt ein Übel, an dem die meisten Obstbäume leiden – Hunger. Während wir für die Blütenpracht in unseren Balkonkästen, Rosen- und Staudenbeeten und für eine gute Ernte im Gemüsegarten gern mehr Dünger verwenden als notwendig, behandeln wir Obstbäume stiefmütterlich. Da wir im Herbst jegliches Laub penibel entfernen, ist die natürliche Nährstoffversorgung nicht gegeben. Von den Düngergaben der Rasenflächen bekommen die Obstbäume nichts ab und eine spezifische Düngung ist uns meist zu aufwendig. Aber hungrige Obstbäume bekommen nicht nur braune Blätter, sie sind auch anfälliger für Pilzkrankheiten und Schädlinge.

Was kann man tun? Wenn man sich bei der Diagnose nicht sicher ist, sollte man einen Fachmann zu Rate ziehen, der nach Begutachtung befallener Blätter oder Triebe die Krankheit bestimmt und eine sinnvolle Bekämpfungsmaßnahme aufzeigen kann. Die befallenen Pflanzenteile sind frisch abzuschneiden. Bei Nährstoffmangel ist es ratsam, eine Bodenuntersuchung auf die Hauptnährstoffe durchführen zu lassen, damit man eine optimale Düngung ausführen kann. Eine Liste der zuständigen Untersuchungslabore ist im Landratsamt erhältlich.

Was wollen Sie wissen?
Im Rahmen der Anzeiger-Gartenserie haben Sie, liebe Leser, die Möglichkeit, Kreisfachberater Clemens Jobst konkrete Fragen zu stellen. Schicken Sie uns Ihre Frage per E-Mail unter dem Stichwort "Gartenserie" an red.altoetting@pnp.de oder per Post an Alt-/Neuöttinger Anzeiger, Neuöttinger Straße 62b, 84503 Altötting.

DER GRÜNE DAUMEN | 20.05.2015
Ärgernis Schildläuse
Eine Leserin hat auf ihrem schönen Zitronenbaum Schildläuse, die sie mit Spülmittellauge versucht abzuwaschen, aber auch noch nach anderen Bekämpfungsmethoden sucht.

Zwei Zitrusfrucht-Blüten mit Schildlaus. − Foto: 4028mdk09
Zwei Zitrusfrucht-Blüten mit Schildlaus. − Foto: 4028mdk09

Schildläuse treten vor allem im Winter und im Frühjahr auf verschiedenen Zimmerpflanzen, meist an den Blattunterseiten und an den Blattadern auf. Vor allem Palmen, Oleander, Ficus, Orchideen und hartlaubige Gewächse wie Zitruspflanzen werden befallen. Die Ursache eines Schildlausbefalls liegt überwiegend bei den ungünstigen Rahmenbedingungen der betroffenen Pflanze. Schildläuse befallen gerne geschwächte und mit Stickstoff überdüngte Pflanzen. Im Winter bekommen die meisten Topfpflanzen, die im Sommer im Freien stehen, zu wenig Licht und zu viel Wärme. Dadurch verändert sich die Zusammensetzung des Pflanzensaftes, der für eine schnelle Vermehrung der Tiere günstige Bedingungen schafft.

Vorbeugend sollten die Standortbedingungen der Pflanzen im Winter, hellere und kühlere Standorte, und damit die Gesundheit und Widerstandsfähigkeit der Pflanze verbessert werden. Zusätzlich ist es ratsam, den Boden zu lockern und mit Kompost zu mulchen.

Bei schwachem Befall reicht das wiederholte Abwischen der Tiere und des Honigtaues von den Pflanzen mit einem befeuchteten Lappen oder einer Bürste, eventuell mit Seifenwasser oder Spülmittellauge aus. Wichtig ist, dass im Frühjahr die Stammmütter zerdrückt werden, um eine starke Vermehrung zu unterbinden. Es eignen sich zudem Spritzbrühen aus Zwiebel- oder Kartoffelschalen, Rhabarberblättern, Knoblauch, Brennnessel oder auch Algenpräparate, die allerdings in erster Linie nicht die Schildlaus bekämpfen, sondern die Pflanzen stärken und widerstandsfähig machen. Bei stärkerem Befall kann ein Bestreichen mit Öl (Weißöl, Rapsöl) helfen. Der Ölfilm überzieht den Schild und lässt die darunter sitzenden Schildläuse ersticken. Wichtig ist, dass dieses Bestreichen mit Öl in kurzen Abständen wiederholt wird, um auch die aus den Eiern geschlüpften Larven zu erfassen. Der Schädlingsbefall am Zitronenbaum wird durch zu niedrige Luftfeuchtigkeit begünstigt, was durch häufiges Einsprühen der Pflanze zum Teil verhindert werden kann.

Es gibt mittlerweile Insektizide, die meist wirkungsvoller und besser pflanzenverträglich sind. Sie sind als anwendungsfertige Präparate in Spraydose oder im Handpumpsprüher und als Stäbchen oder Granulate erhältlich, z.B. Pflanzenschutzmittel "Spruzit Schädlingsfrei", "Schädlingsfrei Careo Spray", "Zierpflanzenspray Lizetan Plus" und andere Produkte. Allerdings sollten diese Mittel nur als letzte Möglichkeit verwendet werden, da diese meist einen unkalkulierbaren Eingriff in den Naturhaushalt darstellen. Oft wird verkannt, dass Schildläuse nicht nur Schädlinge, sondern auch Nützlinge sind. Teilweise gehen sie Symbiosen mit anderen Tieren ein oder sie dienen als wichtiges Nahrungsmittel. Ameisen und Wespen ernähren sich vom Honigtau der Schildläuse und die Wespen bestäuben unsere Pflanzen, vor allem unsere Obstbäume. Verschiedene Vogelarten haben Schildläuse auf ihrem Speiseplan. Sie spielen somit bei der Bekämpfung von Schildläusen eine Rolle.

Bei der Bekämpfung sollten zunächst vorbeugende Maßnahmen und mechanische oder natürliche Methoden angewendet werden, um Pflanzen, Früchte und vor allem die Umwelt nicht unnötig mit Giften zu belasten.

Clemens Jobst

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DER GRÜNE DAUMEN | 30.05.2015
Wenn sich Blätter kräuseln
Ein Leser schreibt: "Ich habe einen ca. drei Jahre alten Pfirsichbaum in meinem Garten. Heuer trägt er zum ersten Mal Früchte. Aber nun beginnen sich die Blätter ganz stark zu kräuseln, werden gelb und braun und fallen dann ab. Habe nun schon im Internet nachgelesen, es könnte sich um die Kräuselkrankheit handeln, ist das möglich? Wenn ja, was kann ich dagegen machen?"

Nach der Beschreibung handelt es sich wirklich um die Kräuselkrankheit, eine durch den Pilz Taphrina deformans verursachte Pflanzenkrankheit, die Pfirsich-, Nektarinen-, Aprikosen- und Mandelbäume befällt. Bereits beim Austrieb im Frühjahr kräuseln sich die jungen Blätter und weisen hellgrüne und rote Blasen auf. Die erkrankten Blätter verfärben sich weiterhin weißlichgrün und erscheinen im Endstadium gummiartig und brüchig. Die meisten befallenen Blätter fallen schließlich ab. Da der Pilz oberhalb von 16 Grad Celsius nicht infektiös ist, erfolgt Ende Mai bis Juli meist ein gesunder Neuaustrieb. Durch den starken Blattverlust verringert sich allerdings die Photosyntheseleistung, was den Baum langfristig schwächen kann. Der Befallszeitraum liegt zwischen Dezember und Februar und wird vor allem durch feuchte Winter begünstigt.

Der Kräuselkrankheit kann man mehrere Bekämpfungsmaßnahmen entgegen setzen. Die effektivste Methode im Hausgarten ist die Pflanzung des Baumes an einer Hauswand unter einem überhängenden Dach oder Balkon. Dadurch wird der Baum in den Wintermonaten vor Regen geschützt und somit eine Infektion zum größten Teil verhindert. Eine weitere vorbeugende Maßnahme wäre die Verwendung von krankheitsresistenten Pfirsichsorten. Zusätzliche begleitende Maßnahmen zum Erhalt des Baumes wären das rechtzeitige Anbringen von Leimringen gegen Blattläuse und Regenschutz an kalten Tagen unter 16 Grad Celsius. Bei Trockenheit ist auf ausreichende Bewässerung zu achten und eine ausgewogene Düngung würde den befallenen Baum wieder stärken. Infizierte abgefallene Blätter sollten vom Erdboden entfernt und entsorgt, nicht kompostiert werden. Zusätzlich kann man Behandlungen mit zugelassenen Pflanzenschutzmitteln für den Hausgarten ausführen. Sie erfolgen noch vor dem Austrieb bei beginnendem Knospenschwellen. Je nach Witterungsverlauf ist das bereits im Dezember oder Januar möglich.

Clemens Jobst

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